Leseprobe

7 HEINZ WEISSFLOG Natur als Formenvorgabe. Zur Malerei und Grafik von Karlheinz Georgi Seit Mitte der 1990er Jahre, vor allem aber in den Jahren nach seiner Pensionierung im Jahr 2000, arbeitete Karlheinz Georgi vorwiegend als freier Maler und Grafiker, bereiste den Süden und besuchte die Ostsee, Hiddensee, um zu zeichnen. Dort ist es die Atmosphäre von Himmel und Licht, die ihn faszinierte. Weite und Ungebundenheit, Raum der Inspira- tion und Fantasie. Als ausgebildeter Architekt und Professor für Darstellungslehre an der Architekturabteilung der TU Dresden hat er frühzeitig ein Interesse und ein Gefühl für den Raum und seine mathematisch-philosophische Dimension entwickelt. Die Beschäftigung mit der Architektur hat in Dresden viele Malertalente hervorgebracht, besonders in der konkreten Kunst. Viele seiner damaligen Kollegen haben sich als ausgezeichnete Künstler erwiesen, wie Gottfried Reinhardt, Karl-Heinz Adler, Peter Albert, Rainer Hünecke u. a. Lustvoll und intensiv betont Karlheinz Georgi in seinen Bildern die sinnliche Seite des Landschaftlichen, das Betörende des Himmelsgewölbes, die Tiefe und Weite des Raumes, abstrakt und gegenständlich zugleich, in der Schwebe zwischen Realem und Fiktion. Von der konkreten Kunst beeinflusst, entstanden in kurzer Zeit eine Reihe von Öl- und Acryl- bildern, Hochdrucken, Druckcollagen, Kombinationsdrucken und Montagedrucken (eine freie Form des Holzschnittes in der Kombination mit anderemMaterial), die geometrische und konstruktivistische Elemente einbeziehen und in ihrer Noblesse und Feinfarbigkeit ein Fest für das Auge sind. Die Natur in ihrer ganzen Schönheit und Kraft wird zur Vorgabe von Georgis Formen­ kanon. Auf der Suche nach der Plastizität von Landschaft und Architektur provoziert er räumliche Assoziationen. Zeichenhaft erscheinen balkenförmig-kubische Versatzstücke, die mit der konkreten Landschaft verbunden sind und in sie oder aus ihr stelenförmig ragen. Sie kommunizieren mit dem Raum. Symmetrie wird befragt. So sucht Karlheinz Georgi immer im Bild die Horizontale, eine durchgehende Zäsur, die zur Wichtung und Identifika- tion des Pseudolandschaftlichen als Naturassoziation beiträgt. Im freien Spiel mit den Bildelementen montiert er meist dunkle Fixpunkte und solitäre Restflächen; die Struktur des Druckmaterials dagegen bildet den schwingenden, lebendigen Bildhintergrund. Plötz- lich tritt ein konkretes Element ins Bild, wie z. B. der künstlich erscheinende Ausläufer eines Hiddensee Dornbusch, 1972 Aquarell · 60 × 42 cm

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