Leseprobe

12 Raumsituationen, was wiederum Deiner Malerei zugute kam ...« 3 1955 ging der so Beschriebene nach Berlin. Er wollte zu Brecht und kam zum Film. Er begann ein Regie-Studium an der Filmakademie Potsdam-Babelsberg. »Und wie die Zeit war nach diesem Krieg, da mußte ich sozial etwas Begrifflicheres machen. Bei aller Liebe zur Malerei, habe ich wohl kein Zutraun zu ihr – in dieser Hinsicht – gehabt. Malerei muß eine bestimmte Schönheit, eine bestimmte Kraft, eine magische Dimension haben. Das, was dieser Staat verlangte, das konnte ich nicht. [...] Aber ich wollte eben trotzdem was tun, weil man in so einem Land, in so einer Zeit sich nicht heraushalten konnte. So einfach war das bei mir – hochpolitisch.« 4 Im dokumentarischen Film, einem Konstrukt aus realem Raum und kalkulier- terZeit, findet Jürgen Böttcher die Wege zu den »einfachen Menschen«, die nicht die »Helden« der Arbeiterklasse sind. Es entstehen bewegte und bewegende Bildwerke über Rangierer, Ofenbauer, Köchinnen, Trümmerfrauen, einen Parteisekretär, der den »Sieg der Ideen der einfachen Menschen« wirklich will, über den Künstler Her- mann Glöckner und viele mehr. Nicht alle Pläne können realisiert werden, und gleich der erste Film, »Drei von vielen«, war 1961 verboten worden. Wir sahen ihn erst nach der sogenannten »Wende«. Die Hommage an seine Dresdner Freunde, deren Arbeit und Alltag der Film beschreibt, reflektiert jene freiheitliche Idee des Sozialismus, die nach einem künstlerischen Ausdruck strebte. Die Erfahrungen des Krieges und der Naziherrschaft hatten sie zu einem alternativen Gesellschaftsmo- dell ermutigt. Sie mussten jedoch alsbald einsehen, dass es zwischen ihren Ideen und der poststalinistischen Praxis in der DDR keine Gemeinsamkeiten geben Peter Herrmann, Peter Graf und Peter Makolies im Film »Drei von vielen«, 1961

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