Leseprobe

5 Die Faszination, die bildnerische Werke aus Elfenbein auf königliche Kunstsammler wie August den Starken und August III. ausübten, ist in der zweiten im Sponsel-Raum innerhalb eines Jahres veranstalteten Sonderausstellung zur barocken Elfenbeinkunst im »Dialog der Künste« er- neut erlebbar. Nachdem von Oktober 2017 bis Januar 2018 unter dem Titel »AN-SICHTEN« Prunkgefäße, Statu- etten und Gruppen sowie Bildnisse miteinander in eine subtile Kommunikation gesetzt wurden, sind es diesmal die barocken Festlichkeiten, die Macht der Liebe, der Zauber der Commedia dell’arte , kraftvolle Charaktere in Bildnissen sowie die großen Dresdner »Entertainer« des 18. Jahrhunderts, die Hofnarren Fröhlich und Hante, die unter dem Titel »AUGEN-BLICKE« die Bühne betreten. Diese beiden Ausstellungen sind eng miteinander verbun- den. Sie bilden eine Einheit, in der die kleinformatigen, auf die bewundernde Nahsicht des Connaisseurs geschaf- fenen Figuren und Reliefs aus diesem detailreich zu be- arbeitenden Material mit seiner seidig glänzenden Ober- fläche innerhalb der kunstgeschichtlichen Gattungen neu verortet werden. Die heute zu Recht kritisierte artenvernichtende Elefan- tenjagd überschattet zu Unrecht die künstlerische Bedeu- tung dieser sowohl der Skulptur als auch der Schatzkunst zuzurechnenden Bildwerke der Frühen Neuzeit. Im vor­ kolonialen Zeitalter des 16. bis 18. Jahrhunderts war Elfenbein ein ebenso seltenes wie überaus kostbares Handelsgut, das die indigene Bevölkerung des südlich der Sahara gelegenen Afrikas den auf Schiffen dorthin ge- langten europäischen Kaufleuten übereignete. Die Ele- fantenjagd mit Speeren oder Pfeil und Bogen und wohl auch schon mit Vorderladern mit Lunten-, Rad- oder Steinschloss war riskant und mühsam und in keiner Weise mit heutigen Jagdmethoden zu vergleichen. Aus dem über Zwischenhändler auch auf die Leipziger Messe ge- langten Material fertigten Künstler wie Balthasar Permo- ser, Paul Heermann, Carl A. Lücke d.Ä., Carl A. Lücke d.J. Zum Geleit und Johann Christoph Ludwig Lücke ihre Werke. Diese werden in den Dialog mit solchen aus Porzellan, Böttger- steinzeug und Terrakotta, aber auch mit grafischen Vor- lagen, Zeichnungen und Gemälden gestellt. So haben, wie das Grüne Gewölbe selbst, auch die Por- zellansammlung, die Gemäldegalerie Alte Meister, das Kupferstich-Kabinett und das Münzkabinett der Staatli- chen Kunstsammlungen Dresden sowie Schloss Moritz- burg Kunstwerke von erlesener Schönheit für die Aus- stellung zur Verfügung gestellt. Leihgaben von Museen aus Berlin, Braunschweig, Hamburg, Hannover, Kassel, Nürnberg, Schwerin und Stuttgart sind für diese Kabi- nettsausstellung nach Dresden gereist. Den Leihgebern, die uns auf Zeit ihre Kunstschätze überlassen haben, gilt unser herzlicher Dank. Ganz besonders danken wir auch der Sparkassen-Finanzgruppe, die beide Teile des ambi- tionierten Ausstellungsprojekts großzügig gefördert hat. Gedankt sei auch allen Autoren, die am Katalog der Ausstellung mitgearbeitet haben, insbesondere aber Dr. Jutta Kappel, Oberkonservatorin des Grünen Gewöl- bes, die einmal mehr ihren Wissensschatz auf dem Ge- biet der Elfenbeinkunst und ihre Erfahrungen als Kura- torin in diese konzeptionell wohl überlegte und fein ausgearbeitete Ausstellung eingebracht hat. Dank ge- bührt ebenfalls Karen Weinert und Ines Beyer, die mit künstlerischer Kreativität die Gestaltung der Ausstellung übernommen haben. Zu wünschen bleibt, dass die Besucherinnen und Besu- cher der Ausstellung in ähnlicher Weise Freude und Ge- nuss an dem Ideenreichtum und an der Meisterschaft der Elfenbeinkünstler erleben wie die fürstlichen Sammler und Connaisseure des 18. Jahrhunderts und dass die Neu- gier am »Dialog der Künste« sich auf die Lektüre dieses Buches überträgt. Prof. Dr. Dirk Syndram Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer

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