Leseprobe

16 anlage weiter vorangetrieben. 17 Später warenAnton Ulrichs Söhne als Förderer der Kunst aktiv. Herzog August Wilhelm (1662 – 1731) ist für seine heute noch in weiten Teilen im Bestand des Museums erhaltene Elfenbeinsammlung bekannt, die zu einem nicht un­ erheblichen Teil aus Kunstwerken besteht, die zu seinen Lebzeiten gefertigt wurden – aus diesen Konvoluten lassen sich durchaus Querverbindungen zur Alabasterskulptur ziehen. 18 Und schließ- lich förderte auch Ludwig Rudolf (1671 – 1735) die Bildhauerei, zum Beispiel die Ausstattung seiner Residenz Schloss Blankenburg, mit Skulpturen wie den Allegorien am Südturm (Abb. 13). Allerdings blieben die Beschreibungen von Salzdahlum im Hinblick auf die Ausstattungmit und Ausstellung von Skulpturen oder anderen Werken aus Stein äußerst allgemein, nur wenige Stücke wurden besonders hervorgehoben. 19 Tobias Querfurt berichtete 1711/12 von zwei Reihen antiker undmoderner Statuen, die in der Mitte der Großen Galerie, des hauptsächlichen Ausstel- lungsraums, an dessen Wänden sich der Großteil der Gemälde­ sammlung befand, zu sehen seien. Er nannte darunter sogar zwei Arbeiten von Sebastian Huggenberg, der bis zu seinem Tod 1705 als Hofbildhauer Anton Ulrichs wirkte, nämlich die Gruppen »Venus und Cupido« sowie »Daphne und Apoll«, und er zählte eine »Sitzende Agrippina« von Franz Finck († 1722) auf, Huggenbergs Nachfolger als Hofbildhauer. 20 Dem kommt auch die nach einem Besuch 1728 verfasste Beschreibung von Johann FriedrichArmand von Uffenbach (1687 – 1769) nahe, der darlegte: »In der Mitten des Platzes [der Großen Galerie, Anm. K. G.] stehen auf weißen mar- mornen Pied’estalen allerley Statuen, Vasen und Groupen nach dene Antiquen in Alabaster recht schön gemacht, an denenWän- den aber herum eine ziemliche Anzahl antiquer Busten.« 21 Uffen- bach durchschritt die Galerie und begann dann seinen Rundgang durch die angrenzenden Kabinette, das zweite sei »mit einer gro- ßenMenge geschnittenen und poussirten kleinen Bildern, Statuen und Basreliefs ausgeziehret von allerley Materien und Arbeit«, darunter »auch verschiedene recht schlechte inAlabaster geschnit- tene Basreliefs in Rahmen«. 22 In der an die Große Galerie angrenzenden, sogenannten Klei- nen Galerie befanden sich laut Querfurt an der rechten fenster­ losen Wand unterhalb der Gemälde »auf piedestaux einige antique und moderne Brust=Bilder«; neben vor allem »Origina- len« aus Marmor, die römische Kaiser darstellten, nannte er außer- dem einige Stücke aus Bronze. Die beiden wichtigstenWerke, die 18 Vgl. zu den Herzögen August Wilhelm und Ludwig Rudolf Marth 2004, S. 68 –76. – Die in Wolfenbüttel ansässigen Hofkünstler arbeiteten nicht nur in Stein, sondern auch in anderen Materialien. Für Johann Heinrich Evers- mann ist belegbar, dass er Werke aus Stein und Elfenbein schuf, vgl. zu den Elfenbeinarbeiten Kat. Nr. 97, bes. S. 217, Anm. 10. Auch Franz Finck wird Arbeiten in Elfenbein ausgeführt haben. Zwar fehlen Quellen, die dies bestä- tigen, doch legt der stilistische Befund diese Einschätzung nahe. Nur beispiel- haft sei verwiesen auf zwei Elfenbeintäfelchen mit jeweils vier weiblichen Figuren, die Fincks Stilmerkmale tragen; vgl. zu diesen Tafeln, HAUM, Inv. Nr. Elf 331 und Elf 332, Scherer 1931, S. 105, Nr. 331 –332, der sie in die 2. Hälfte 18. Jh. datierte. | 19 Vgl. die Auswertung der Reisebeschreibungen imHinblick auf die Sammlung der Skulpturen und Angewandten Kunst bei Marth 2004, 2  Perseus und Andromeda mit Amor, Alabaster, Wolfenbüttel, um 1700, Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum, Inv. Nr. Ste 15, Kat. Nr. 58

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