Leseprobe

58 dere« ist (Abb. 2), 5 ein über den Kopf geführter Arm charakteris- tisch, der den Schlafgestus kennzeichnet, während der Kopf auf dem Handrücken der anderen Hand lagert. Auffällig ist auch die Beinhaltung, bei der ein Bein über dem anderen ausgestreckten Bein liegt, während der Oberkörper unterschiedlich stark aufge- richtet sein kann. Der Quellnymphentypus zeichnet sich dagegen durch den Krug aus, auf den sich die Nymphe stützt, während der andere Arm über die Brust zur gegenüberliegenden Schulter geführt und der Kopf auf dieser abgelegt wird. 6 Im Unterschied zum Ariadne-Typus sind hier jedoch viel mehr Varianten in der Körperhaltung möglich. Weiterhin war das Motiv des liegenden weiblichen Aktes in der antiken Sepulkralkunst vertreten. Während die Liegefiguren an Klinenmonumenten die Verstorbenen selbst repräsentieren, stellen sie in den szenischen Reliefs auf Sarkophagfronten wie­ derum mythologisches Figurenpersonal dar, wie beispielsweise Ariadne oder Rhea Silvia sowie Jahreszeiten-Horen und Nerei- den. 7 Außer in der Plastik war das Motiv auch in anderen Gattun- gen wie der Malerei und Mosaikkunst, auf Kameen und Münzen vertreten. Gerade die kleinformatigen undmobilenMedien trugen wohl dazu bei, dass das Motiv in seinen verschiedenen Ausprä- gungen auch durch das Mittelalter hindurch nicht in Vergessen- heit geriet. Zugleich fand es mit dem sogenannten Eva-Typus eine neue Verwendung in der Nachantike und Eingang in die frühneu- zeitliche Malerei: Ab dem vierten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts taucht auf italienischen Marienbildern zu Füßen der Maria mit- unter eine liegende Eva auf, die zwar meist bekleidet ist, deren Darstellung durch die Positur und das durchscheinende Gewand jedoch eine sinnliche Wirkung erzielt. 8 Auch wenn die Maler für die Körperauffassung der Eva deutlich an mittelalterliche Tradi­ tionen anknüpften, folgten sie für ihre grundsätzliche Körper- haltung dem Vorbild antiker weiblicher Liegefiguren. 2  Ariadne vom Belvedere, parischer Marmor, römisch, 1. Hälfte 2. Jahrhundert, Rom, Musei Vaticani, Galleria delle Statue, Inv. Nr. 548

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