Leseprobe
94 Herzog Anton Ulrich wird mit erhobenem und leicht nach rechts gedrehtem Kopf dargestellt. Eine aufwendige Allongeperücke, deren Lo- cken sich in gleichmäßige Reihen legen und nur über die rechte Schulter spielerisch nach vorn fallen, rahmt das Gesicht des Herzogs. 2 Sein Blick ist in die Ferne gerichtet. Anton Ulrich ist mit einem Lächeln dargestellt. 3 Im Gesicht zeigen sich Altersspuren, etwa an der erschlafften Kinnpartie oder den Falten um die Augenlider. 4 Die Büste wurde 2013 umfassend restauriert. Aus dem Restaurierungsbericht geht hervor, dass Permoser mehrere Teilstücke aus Alabas- späten Lebensjahren des Herzogs entstand. Die Regierungsübernahme und damit der Be- ginn der Alleinherrschaft Anton Ulrichs 1704 geben ein geeignetes Datum für die Anferti- gung eines solch traditionellen Herrscherpor- träts. 7 Herzog Anton Ulrich stand erst im hohen Alter auf demHöhepunkt seiner Macht. 1685 wurde er zunächst zum Mitregenten seines Bruders Rudolf August (1627–1704) ernannt. In dieser Zeit verfolgte Anton Ulrich die Errichtung des Lustschlosses Salzdahlum, das 1694 feierlich eingeweiht wurde, 8 sowie den Aufbau seiner Kunstsammlungen. Nach dem Tod des Bru- ders übernahm Anton Ulrich im Jahr 1704 die Regentschaft im Herzogtum. 9 Erst im Alter von 71 Jahren konnte sich Anton Ulrich folglich po- litisch, aber auch kulturell frei entfalten. In diesem Zusammenhang entstand in Anton Ulrichs Auftrag bereits 1701 die sogenannte Große Galerie in Schloss Salzdahlum zur Un- terbringung der herzoglichen Kunstsamm- lung, der bis 1709 die Kleine Galerie, in der unter anderem die Herrscherbüste des Her- zogs aufgestellt wurde, folgte. Neben der Alabasterbüste befindet sich eine zweite Büste des Herzogs in der Sammlung des Museums (Kat. Nr. 1), die Balthasar Per- moser zugeschrieben wird. 10 Laut Querfurt wurden beide Porträtbüsten bereits zu Leb zeiten des Herzogs im Schloss Salzdahlum aufgestellt und bildeten den Abschluss der sogenannten Kleinen Galerie. 11 A. B. Literatur Querfurt o. J. [1711/12], fol. Bv; Ribbentrop 1791, S. 314; Riegel 1887, S. 33, Nr. 5; Meier 1902, S. 4; Möhle 1935; Asche 1978, S. 76– 78; Ausst. Kat. Braunschweig 1983, S. 257, Kat. Nr. H 1; Béhar 1985, S. 161–172; Marth 2004, S. 58; Grote 2005, S. 210; Ausst. Kat. Braunschweig 2006, S. 102, Kat. Nr. 1.3; Ausst. Kat. Braunschweig 2009, S. 198; Zitzlsperger 2010, S. 164–169; Burk 2012, S. 36–41; Marth [2013] 2015; Warncke (in diesem Band), S. 29–41. Anmerkungen 1 Ausst. Kat. Braunschweig 2006, S. 102. | 2 Vgl. zur Allongeperücke bes. Ausst. Kat. Braunschweig 2006, S. 102. | 3 Marth 2013 [2015], S. 108. | 4 Ausst. Kat. Braunschweig 2009, S. 198. | 5 Dokumentation der Reini- gung einer Alabaster-Büste von Herzog Anton Ulrich, Konservierungswerkstatt für Wandmalerei und Stein, Carla Leupold und Fabian Belter, 2013, HAUM, Registratur, Inv. Nr. Ste 5, S. 2. | 6 Querfurt o.J. [1711/12], fol. Bv: Ihr- Durchl. Herrn Hertzog Anthon Ulrichs Brust=Bild / ist zweymahl in dieser ter verwendete, die er vor der Bearbeitung zu einem Werkstück zusammenfügte. 5 Die Rück- seite der Büste ist ausgehöhlt und nur grob bearbeitet. Der genaue Entstehungszusammenhang der Büste ist nicht überliefert. Eine zeitliche Ein- grenzung kann zunächst durch den Verweis des Ordensbandes auf Herzog Anton Ulrichs Mitgliedschaft im Elefantenorden ab 1693 er- gehen. Als Terminus ante quem gilt die Be- schreibung des Schlosses Salzdahlum, die der Hofmaler Tobias Querfurt 1711/12 vor- legte. 6 Das dargestellte Alter des Herzogs lässt darauf schließen, dass die Büste in den 2
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