Leseprobe

152 47 Weibliche Gewandfigur (Tugendallegorie) Balthasar Kircher († nach 1601) zugeschrieben, um 1590 Inv. Nr. Ste 70 H 54 cm, B 16,5 cm, T 14 cm; H 48 cm o. Sockel Alabaster, Marmorsockel Bestoßungen, beide Unterarme und großer Zeh des rechten Fußes zu unbestimmter Zeit aus Gips ergänzt Riegel 1887, S. 274, Nr. 70: Weibliche Gewandfigur, stehend, 0,48 m h. Die weibliche Gewandfigur wird hier auch als Tugendallegorie angesprochen, obgleich keine Attribute sie als solche ausweisen. Beide Hände, in denen sie diese gehalten haben könnte, sind verloren und zu unbestimmter Zeit in Gips ergänzt worden. Das Gewand der Figur besteht aus mehreren Stoffschichten: Über einem bodenlangen Kleid trägt sie ein kürzeres, bis zu den Knien rei- chendes Gewand; dazu ein kürzeres, schräg über der Hüfte verlaufendes Oberteil mit un­ regelmäßigem Ausschnitt, das durch einen breiten Gürtel auf hoher Taille gebunden ist. Die Brust zeichnet sich unter dem Stoff klar ab, wie überhaupt die Gewänder eng am Kör- per und in große einfache Falten gelegt sind. Auf dem Rücken erweckt die Faltengebung zudem den Eindruck, das Oberkleid verfüge über eine Kapuze. Zusätzlich trägt die Figur einen Mantel. Dessen Saum ist breit umge- schlagen und läuft quer über den Rücken, von vorn ist der Mantel kaum zu sehen. Mit der linken, heute verlorenen Hand fixierte die Fi- gur den Mantel ursprünglich an der Seite, was anhand der Abbruchstelle gut zu erkennen ist. Den rechten Oberarm überschneidet das Man- teltuch hingegen und fällt dahinter zurück. Die Figur zeichnet sich durch die stark nach rechts ausgestellte Hüfte aus, was die Silhou­ ette in Erinnerung an gotische Skulpturen S-förmig erscheinen lässt. Das rechte Bein ist gebeugt und das Knie sticht weit nach vorn. Dabei ist die rechte Schulter weit zurückge- nommen. Die starke Vorwärtsbewegung des nach links gewandten Kopfes verstärkt diese Bewegung noch, auch die verhältnismäßig kleine, flach ausgearbeitete Sockelplatte, die Teil der Skulptur ist, trägt zu diesem Eindruck bei. 47

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