Leseprobe
360 Verzeichnis der historischen Gipsabguss- Sammlung Mit der Eröffnung der Gipsabguss-Sammlung im Erdgeschoss des Museums erschien 1889 ein Sammlungsführer, der alle 441 Abgüsse und Gruppen von Abgüssen aufführt, die Her- man Riegel ab April 1888 erworben hatte. An diesem chronologisch gegliederten und unter Riegels Amtsnachfolger Paul Jonas Meier fort- gesetzten Katalog orientiert sich das nach stehende Werkverzeichnis der historischen Gipsabguss-Sammlung. 1 Es umfasst 467 Num- mern, die zugleich Inventar- und Katalognum- mern sind, wobei Meier die zahlreichen Erwer- bungen, die er zwischen 1901 und 1916 tätigte, in die durch Riegel vorgegebene Systematik einpflegte, und zwar mithilfe von Buchstaben- kürzeln, welche die vorgegebenen Nummern ergänzten. Die Sammlung bestand in ihrer be- deutendsten Zeit folglich sogar aus 540 num- merierten Gipsabgüssen und -modellen. Erhal- ten ist etwa die Hälfte der Sammlung, 265 Stü- cke, vorrangig Abgüsse von antiken Skulptu- ren, Büsten und Reliefs sowie wenige Beispiele aus der Abteilung der italienischen Renais- sance. Dennoch sind im Folgenden, um in Er- gänzung zur Untersuchung ihrer Geschichte ein möglichst umfassendes Bild der Sammlung entstehen zu lassen, sowohl die erhaltenen als auch die verlorenen Gipsabgüsse verzeichnet. Die Kapiteleinteilung und die Titel der Werke folgen dem Katalog von 1889, letztere wurden lediglich korrigiert oder präzisiert, ebenso die Standorte der Originale. In der Regel sind die Abgüsse eigens für die Sammlung des Muse- ums hergestellt worden, sodass ihre Entste- hung dem in der Erwerbungsliste von 1888/89 oder in der Zugangsliste I nachweisbaren Lie- fertermin unmittelbar vorausging, der ebenso wie die jeweilige Bezugsquelle imVerzeichnis vermerkt ist. 2 Sofern andere Informationen vorliegen, sind diese hinzugefügt worden. Hingegen enthält das Verzeichnis keine Maß- angaben und keine Informationen zum aktuel- len Zustand der Abgüsse. Diese sind, beson ders die großformatigen Stücke, häufig in die durch den Guss vorgegebenen Einzelteile zer- legt und derzeit deponiert. Auch ist lediglich für die Werke eine Angabe zur Fassung ge- macht worden, die erhalten sind; sofern nicht anders vermerkt, sind sie zwischen 1902 und 1916 von Carl Kostmann ausgeführt worden. Auf weiterführende Informationen zu den Ori- ginalen wurde verzichtet. Zur Identifizierung der Vorlagen, bei denen es sich regelmäßig um populäre Skulpturen und Reliefs handelt, und zur Prüfung der von Riegel angegebenen Daten dienten Sammlungskataloge sowie, wenn nicht anders vermerkt, die online abruf- baren Sammlungsdatenbanken der besitzen- den Museen. 3 Einen nicht unerheblichen Teil der Abgüsse bestellten Riegel und Meier in der Formerei der Königlichen Museen in Ber- lin, heute Gipsformerei der Staatlichen Mu- seen zu Berlin, die über die damals verwen deten Formen heute noch verfügt. Da in den zur Sammlung überlieferten Bestellvorgängen auch die Formnummern verzeichnet sind, konnten die Angaben mit dem neuerdings on- line abrufbaren Katalog der Berliner Gipsfor- merei abgeglichen werden. 4 Insbesondere für die Abgüsse nach antiken Werken boten sich darüber hinaus mit der Objektdatenbank »Arachne« des Deutschen Archäologischen Instituts und des Archäologischen Instituts der Universität Köln, den darin verzeichneten Datensätzen des »Berliner Skulpturennetz- werks« sowie der Bestandsdatenbank »Via- mus«, worin die Sammlung des Archäologi- schen Seminars der Georg-August-Universität Göttingen enthalten ist, online verschiedene Referenzen, die an entsprechender Stelle ver- merkt sind. 5 Nachdem Paul Jonas Meier 1921 in den Ruhe- stand trat, wurde die Sammlung der Gipsab- güsse nicht mehr erweitert, sie verlor zuneh- mend an Bedeutung; schon seit 1916 waren keine Ankäufe mehr getätigt worden. Dennoch sind in den vergangenen Jahren, insbeson- dere nach dem Umzug der Sammlung in das derzeitige Außendepot, Abgüsse und Werke aus Gips inventarisiert worden. Sofern es sich um genuine Kunstwerke handelt oder umStü- cke, die über die Inventare des Kunst- und Naturalienkabinetts der verlorenen barocken Gipsabguss-Sammlung zuzuordnen sind, wur- den sie mit einem ausführlichen Eintrag im Rahmen des Werkkatalogs der Steinsamm- lung in diesem Band bedacht. Dazu zählen die Büste Herzog Carls I. von Braunschweig-Wol- fenbüttel (1713–1780), die Michel Gérin 1778 aus Gips fertigte (Kat. Nr. 6), die beiden Me- daillons mit Profilbildnissen Herzog Carls I. und seiner Gemahlin Philippine Charlotte (1716–1801) von Johann Christoph Rombrich (1731–1794) (Kat. Nr. 8, 9) sowie eine Serie von acht Medaillons mit Caesarenbildnissen (Kat. Nr. 46). Daneben befinden sich 87 wei- tere Objekte in der Bestandsgruppe »Gip«, unter anderem die Abgüsse von Hauptwerken der eigenen Sammlung, wie dem Mantuani- schen Onyxgefäß (Inv. Nr. Gem 300) und dem Runenkästchen (Inv. Nr. MA 58), die vermut- lich unter Herman Riegel angefertigt worden sind (Inv. Nr. Gip 511, 512, 514–516), sowie eine große Gruppe älterer Abgüsse von groß- formatigen antiken Kameen, die zu unbestimm- ter Zeit und aus verschiedenen Zusammen- hängen in die Sammlung gelangten (Inv. Nr. Gip 517–519, 522, 524–527, 534–536, 541). Hervorzuheben sind außerdem die Gussform und verschiedene bronzierte Abgüsse einer großformatigen Variante eines Ordenszeichens,
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