Leseprobe
14 einen die auf Papier gedruckten Nummern, beispielsweise am Sockel der »Stehenden weiblichen Figur«, oder in Gold auf dunklem Leder geprägte Etiketten wie an der »Ruhenden Diana« von Lorenzo Matielli, die allerdings, wie das Schildchen beweist, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal eine neue Inventar- nummer erhielt (Kat. Nr. 47 und 85). 4 Die Papieretiketten stammen aus der Zeit Riegels, die Lederetiketten wurden vermutlich erst unter dessen Amtsnachfolger Paul Jonas Meier (1857 – 1946), der dem Steinbestand bereits weitere, zuvor in anderen Gebieten inventarisierte Exponate hinzufügte, an den Kunstwerken ange- bracht. 5 Nach dessen Amtszeit, vermutlich nach dem Zweiten Weltkrieg, erfolgte wiederum eine Erweiterung des Bestands, in der eine größere Gruppe von Werken, die bei Riegel noch dem Ausstellungszusammenhang folgend in anderen Abteilungen untergebracht waren – vorrangig handelt es sich dabei um Büs- ten –, dem Steininventar hinzugefügt wurden; 6 später wiederauf- gefundene Skulpturen wurden fortlaufend inventarisiert. Die Gruppierung und Abfolge der Inventarnummern in der Abteilung der Werke aus Stein, die im Rahmen des Kooperationsprojekts bearbeitet wurde, folgt heute noch dieser von Riegel begründeten Systematik. Inventare des Herzoglichen Kunst- und Naturalienkabinetts Den Ausgangspunkt für Riegels Verzeichnis bilden drei Inventare des 1753/54 gegründeten Herzoglichen Kunst- und Naturalien kabinetts aus dem letztenDrittel des 18. Jahrhunderts: das in Fran- zösisch angelegte Inventar H 18 beziehungsweise die ausführ lichere deutsche Fassung H 29, beide verzeichnen in eigenen Kapiteln die »modernen Skulpturen«, und das Inventar H 32, das unter dem Titel »Allerley Kunstsachen« die unterschiedlichsten Werke der Angewandten Kunst auflistet. 7 Die für die Bestands- gruppe der Steine relevanten Kapitel in den Inventaren wurden alle drei von Anton Konrad Friedrich Ahrens (1747 – 1811) angelegt. Zwar wurde das Inventar H 18 schon 1753 begonnen, die Abteilung »Bustes et figures modernes de marbre et d’albâtre« trug aber erst Ahrens in den Band ein, wie ein Vergleich der Handschriften bestätigt. Diese Liste lässt sich überdies recht genau datieren, denn es ist darin die Büste der Kleopatra aufgeführt, die, wie eine Kor- respondenz aus dem Promemoria Herzog Carls I. von Braun- schweig-Wolfenbüttel (1713 – 1780) belegt, erst 1778 erworben und in das Kabinett gebracht wurde (Kat. Nr. 15). 8 Der Inventarband wurde bis 1780 geführt, nur wenige Nachträge datieren später. 9 Im Gegensatz dazu lassen sich die anderen beiden Inventare, H 29 und H 32, nur in den etwas größeren Zeitraum von 1780 bis 1798 einordnen. 10 Grundsätzlich ist bei allen Inventaren aus dieser Zeit, die sich erhalten haben, aber zu berücksichtigen, dass vorgefasste Listen und nachträgliche Zusammenstellungen existieren. Während die Inventare H 18 und H 29 die Skulpturen verzeich- nen, wurden aus Inventar H 32 vorrangig Steinlegearbeiten, vor allem Florentiner Mosaik, aber auch Scagliola und einige weitere Werke der Angewandten Kunst wie Schalen und Gefäße in die Bestandsgruppe übernommen, viele der übrigen darin verzeich- neten Objekte befinden sich heute zum Beispiel in der Inventar- gruppe »Kostbarkeiten« oder in anderen, materialbestimmten Sammlungsgruppen wie beispielsweise »Elfenbein«. 11 Unter Riegel wurden unter denWerken aus Stein bis 1899 ins- gesamt 178 Stücke gelistet. Dabei weicht seine Zählung der Inven- tarnummern nur in geringemMaße von der Nummerierung des Inventars H 18 ab. Die dort zuerst genannten großformatigen Büsten etwa befanden sich zu Riegels Zeiten nicht im Ausstel- lungsraum 45 im zweiten Obergeschoss, wo die kleinformatigen Steinwerke ausgestellt waren, sondern im Ostfoyer des Hauses, imheutigen Foyer des Apoll. Dementsprechend nahm er sie nicht in die durch den Ausstellungszusammenhang vorbestimmte Bestandsgruppe auf. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie, wie oben schon dargelegt, nachgetragen, erhielten teilweise niedrige Inventarnummern, teilweise sehr hohe, wie die drei Buntmarmorbüsten zeigen, die die Liste der modernen Skulp turen im Inventar H 18 eröffnen, heute aber unter den Nummern Ste 211 bis Ste 213 verzeichnet sind (Kat. Nr. 26 –28). Bei diesemBe stand blieb es allerdings nicht. 4 Vgl. zur Änderung von Inventarnummern in der Nachkriegszeit Anm. 6 unten. | 5 InMeiers Amtszeit wurden die Inv. Nr. Ste 179 bis Ste 196 vergeben, dies betrifft Werke, die Riegel 1887 noch unter den mittelalterlichen Stücken inventarisiert hatte, nämlich Georg Schweigger, Predigt Johannes des Täufers, Inv. Nr. Ste 179, Kat. Nr. 104; Israel von der Milla, Pietà, Inv. Nr. Ste 185, Kat. Nr. 103, sowie die Alabasterreliefs aus Mechelen, Inv. Nr. Ste 186 – 198, Kat. Nr. 107 – 110; vgl. Riegel 1887, S. 21, Nr. 69 –70, 72 – 81. – Alle höheren Inventarnummern wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg vergeben. | 6 Matiellis »Diana«, Kat. Nr. 85, war von Meier zunächst unter der Inv. Nr. Ste 180 verzeichnet worden, wie das Schildchen an der Plinthe und die Muse- umsführer Meiers, z. B. Meier 1921, S. 106, belegen. Die Skulptur erhielt dann aber die Inv. Nr. Ste 184, und zwar im Zuge einer Umverteilung, in der die unter Riegel im Raum für Geschichtliche Merkwürdigkeiten (Riegel 1887, S. 33, Nr. 3 – 9) und bei den größeren Bildhauerarbeiten imOstfoyer des Hau- ses (Riegel 1887, S. 49 – 50, Nr. 2 –7) untergebrachten Büsten in die Abfolge bereits vergebener Nummern integriert wurden. Verschiebungen unter schon vergebenen Inventarnummern wurden dabei in Kauf genommen. | 7 Inven- tar H 18: Catalogue des Pierres Gravées, des Idoles, Statues et des Utenciles Antiques du Cabinet Ducal à Brunsvic 1753. Reinschrift Johann Gottfried Hoefers nachDaniel de Supervilles Konzept. Kapitel »Bustes et figures moder- nes de Marbre et d’Albatre.«, S. 217 –222, Nr. 1-106. – Inventar H 29: Beschrei- bung oder Inventariumdes Herzogl. Braunschw. Museums, 1. Band. Auf dem Vorderdeckel: D. Bildhauerei. Handschrift von Anton Konrad Friedrich Ahrens. Kapitel »Moderne Statuen, Büsten, Basreliefs pp. von Marmor und Alabaster«, S. 95– 105, Nr. 1-108 c. – Inventar H 32: Beschreibung oder Inven- tarium des Herzogl. Braunschw. Museums Band 2. Auf dem Vorderdecke: F. […]. Kapitel »Allerley Kunstsachen«, S. 44– 57, Nr. 207 –285. Vgl. HAUM, Alt registratur, Findbuch, bearbeitet von Oliver Matuschek, unveröffentlichtes Manuskript. | 8 Vgl. Kat. Nr. 15, S. 115 und Anm. 7 dort. | 9 Vgl. HAUM, Altregistratur, Findbuch, bearbeitet vonOliver Matuschek, unveröffentlichtes Manuskript. | 10 Der Band H 29 entstand sicher erst, nachdem die Einträge im Verzeichnis H 18 fertiggestellt worden waren; die Reihenfolge der Werke ist identisch, außerdem sind noch einige Skulpturen aufgenommen worden, die imälteren Inventar fehlen, vgl. Anm. 7, oben. Das Inventar H 29 wird nach 1787 datiert; vor 1787, aber sicher erst nach 1778 entstand ein Entwurf dazu, der antikeWerke verzeichnet, das Inventar H 54. Inventar H 32 ist schwieriger zu datieren. Es liegen verschiedene Vorarbeiten zu den einzelnenAbteilungen dieser Liste vor, die um 1780 angelegt wurden, das Inventar selbst wurde 1782
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