Leseprobe
Biografien 178 RUDOLF HOFFMANN ❚❚ 1927 wurde Rudolf Hoffmann in Frankfurt (Oder) geboren. ❚❚ Nach Kriegsende gehörte er zu den Mitbegründern der FDJ in seiner Heimatstadt. Er hatte die Schule zwar wegen seiner Einberufung zur Wehrmacht in der Obersekunda rund ein Jahr vor dem Abitur verlassen müssen, nach 1945 konnte er jedoch als »Neulehrer« Fuß fassen. Die Behör- den in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) versuchten damit, den Mangel an politisch unbelastetem Lehrperso- nal auszugleichen. Vorübergehend war er deshalb Mit- glied der KPD. ❚❚ Am 14. Oktober 1947 wurde Rudolf Hoffmann in Frank- furt (Oder) durch sowjetische Sicherheitsorgane in Beglei- tung eines deutschen Polizisten festgenommen. ❚❚ Er wurde beschuldigt, amerikanischer Spion zu sein und einer illegalen Organisation anzugehören. Den Anlass bot die Kontaktaufnahme zur CDU in West-Berlin. ❚❚ Anschließend transportierte man ihn nach Potsdam, wo er im NKWD-Gefängnis Lindenstraße inhaftiert wurde. ❚❚ Am 31. März 1948 erfolgte seine Verurteilung durch das Sowjetische Militärtribunal des Landes Brandenburg zu 25 Jahren »Besserungsarbeitslager«. ❚❚ Im April 1948 überführte man ihn in das sowjetische Speziallager Nr. 4 in Bautzen im berüchtigten »Gelben Elend«. Nach der Auflösung der sowjetischen Speziallager wurde auch diese Haftanstalt im Februar 1950 von der Deutschen Volkspolizei übernommen. ❚❚ Im März 1951 wurde Rudolf Hoffmann aus der Strafvoll- zugsanstalt Bautzen in die Strafvollzugsanstalt Torgau verlegt. Zunächst war es den politischen Häftlingen noch verwehrt zu arbeiten, daher suchte Rudolf Hoffmann den Anschluss an Mitgefangene, die ihre akademische Bildung und ihr Fachwissen an die jüngeren vermittelten. ❚❚ ImMärz 1953 verschafften Mithäftlinge Rudolf Hoffmann eine Arbeitsstelle im »Techniker-Kommando«. Mit der An- gabe, er sei Fachmann, konnte er in der Architektenabtei- lung als technischer Zeichner beschäftigt werden. ❚❚ Am 8. Juli 1955 wurde seine Haftzeit auf zehn Jahre zu- rückgesetzt, nach einer Begnadigungsaktion des Präsi- denten der DDR Wilhelm Pieck. ❚❚ Am 27. Dezember 1955 wurde Hoffmann aus der Straf- vollzugsanstalt Torgau entlassen. ❚❚ Im Februar 1956 siedelte Rudolf Hoffmann in die Bun- desrepublik über, wo er das Abitur nachholte und ein Lehr- amtsstudium absolvierte. Bis zur Pensionierung arbeitete er als Lehrer und war zuletzt Rektor. ❚❚ Er ist am 26. November 2014 in Lohmar gestorben. Privatbesitz Rudolf Hoffmann
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