Leseprobe
130 Abrechnung über die Neufassung der Pretiosen durch Köhler bezeichnet als »No. 3« fol. 6r No. 3 Auff Sr. Königl. Majth. in Pohlen und Churfl. Durchl. zu Sachßen allergnädigsten hohen mündlichen Befehl Seynd die sämtl. praetio- sen Cabinet-Stücke, ingl. der große Mogol, Thee-Zeug, Pyramide Cristall =Carniol =und Agath=Geschirr, auch Birnstein und Elffen- bein Sachen von mir Endes Bemelten Stück vor Stück durchgangen, repariret und neu ausgeputzet worden, alß 1724 d 20. July Rtl. Habe mit 8. Persohnen bis den 4. Augusty alle diejenigen Stücke so beym grünen Gewölbe aufgesezet werden sollen, durchgehends sauber ausgeputzet, und was wandelbar gewesen befestiget, dafür wird allerunter thänigst angesezt 125.- Es ist auch weiter repariret worden, welches bey Hoffe nicht geschehen können, alß: Ein Agath Schälgen so oben herum zerbro- chen gewesen, solches beym Steinschneider abschneiden laßen und einen Deckel darauf gepaßet 2.- Ein ander braunlängliches Agath Schälgen, so inwendig in der Mitte ein Loch hat, selbiges mit ein silbern Buckelgen vermacht, und ein Füßgen welches zu vor nicht daran gewesen, angebracht, und gantz neu auffgefärbet 2.- Latus Rtl. 129.- Der Hofjuwelier Johann Heinrich Köhler hat zusammen mit acht Mitarbeitern innerhalb kürzester Zeit (vom 20. Juli bis 25. August 1724, Datum der Rechnungslegung) Objekte aus dem Grünen Ge- wölbe und der Kunstkammer für die Aufstellung in der von August dem Starken neu konzipierten Schatzkammer vorbereitet. Die Rechnung des Hofjuweliers enthält zusätzlich noch die Aufarbei- tung von verschiedensten Teilen der Juwelengarnituren und eines »Marquen-Spiels« aus Karneol (»No. 1« und »No. 2«). Die folgende Liste umfasst lediglich die unter »No. 3« aufgeführten Positionen, die in unserem Kontext der Farbfassungen relevant sind. Hier handelt es sich um insgesamt 164 Objekte, wovon unter anderem 37 auf Ar- beiten mit Straußeneiern, 84 mit Konchylien, fünf mit Nephrit und eines mit Elfenbein entfallen. Ob darüber hinaus noch weitere Restaurierungsmaßnahmen Köhlers an dieser Bestandsgruppe stattgefunden haben, lässt sich aufgrund der fehlenden (oder noch nicht wieder aufgefundenen) Quellen vorerst nicht rekonstruieren. In der nachfolgenden Transkription sind in eckigen Klammern hinter den Einträgen die heutigen Inventarnummern der Gold- schmiedeobjekte verzeichnet, die bislang identifiziert werden konn- ten. Die Zuordnung ist aufgrund der zuweilen ungenauen Beschrei- bung durch Köhler nicht immer eindeutig möglich. Einige Stücke haben sich zudem in der Sammlung nicht mehr erhalten. In Grün hervorgehoben sind Hinweise Köhlers auf eine durch ihn erfolgte farbige Gestaltung. Er unterschied zwischen der Reinigung, vielleicht auch Neuvergoldung der Stücke (»neu aufgefärbt«) und der Übermalung bzw. Neufassung (»mit bunden Farben eingelaßen«). Transkription: Jochen Vötsch, Bearbeitung: Maria Morstein Rechnung Köhler 1724 Sächsisches Staatsarchiv – Hauptstaatsarchiv Dresden, 10026 Geheimes Kabinett, Loc. 354/03, Schatullensachen, 1697–1748, fol. 6r–18v. Anhang 2
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