Leseprobe
Anhang 4 ® Materialanalysen an den Farbfassungen 153 In der Tabelle sind alle Pigment- und Bindemitteluntersuchungen dargestellt, die mit elektronenmikroskopischen Röntgenanalysen (REM-EDX/ESEM), Polarisationsmikroskopie (PLM), Infrarotspek troskopie (FTIR) oder Gaschromatografie-Massenspektrometrie (GC-MS) durchgeführt wurden. Zusätzlich werden die mittels por- tabler Röntgenfluoreszenz (p-RFA) an einem Objekt erhaltenen Befunde genannt. Die Untersuchungen fanden am entnommenen Probenmaterial bzw. daraus angefertigten Querschliffen sowie direkt an der Objektoberfläche statt. Bei den Analysen der Proben und einzelnen Schichten kam entsprechend der konkreten Frage- stellung stets nur eine Auswahl der Methoden zur Anwendung. Die Beschreibung der Schichten erfolgt von der Oberfläche zumTräger. ImFokus der naturwissenschaftlichen Untersuchungen lagen vor allem Trinkgefäße des frühen 17. Jahrhunderts, bei denen Farbfas- sungen besonders häufig anzutreffen sind, sowie die laut Rechnung von demHofjuwelier Johann Heinrich Köhler überfassten Objekte. Aus Vergleichsgründen wurden dessen eigene Stücke hinzugezo- gen, darunter auch sein 1736 entstandenes Altarkruzifix, das zum Bestand der Bergkirche St. Stephani in Bad Langensalza gehört. Mit den hier genanntenMethodenwurden außerdemeinzelne Analysen an Farbfassungen des 19. Jahrhunderts durchgeführt. Eine entspre- chende Gruppierung derWerke in der Tabelle erleichtert die verglei- chende Betrachtung der Ergebnisse und lässt Zusammenhänge deutlicher werden. Auf die Zuordnung der einzelnen Proben zu den jeweiligen Objekten folgen die Beschreibung des optischen Befun- des und weiterhin die Auflistung der zusammengefassten Analy- seergebnisse. In einigen Fällen wurden Besonderheiten vermerkt, die im Zusammenhang mit der Auswertung stehen. Legende: LSZ Bad Langensalza | M Messung | P Probenentnahme für REM-EDX, FTIR, PLM etc. | EMA/MA Acrylcopolymer (entspricht Paraloid B72) | QS Querschliff | WM Weichmacher Analyseergebnis REM-EDX/ESEM, PLM, p-RFA, FTIR, GC-MS Bemerkungen Blau : Na, Al, Si, S, Cl (Lapislazuli mit Sodalith), Si, K, Mg (Tonminerale) Grün : Cu, S (Kupfergrünpigment, teilweise Sulfat) am Objekt III 176 durch p-RFA zusätzlich erhaltener Befund: As, Co, Ni (Smalte) Überzug Grün : Cu, S (Kupfergrünpigment, teilweise Sulfat) zwei Überzüge : Naturharz, im QS zwei Schichten durch Schmutzschicht getrennt, mit FTIR keine zwei Überzüge differenzierbar Weiß : Pb (Bleiweiß), trocknendes Öl, weitere Alkylverbindung, Carboxylat Grün : Cu, S (Kupfergrünpigment: Kupfer-Carboxylat (Kupferresinat), teilweise Sulfat), Spur Carbonat, Naturharz im optischen und analytischen Befund Ähnlichkeit zu IV 272 P4a Überzug, pigmentiert : vereinzelt rote Partikel: Hg, S (Zinnober) und gelbe Partikel: As, S (Auripigment) mit eingelagertem Schmutz, Naturharz Blau : Na, Al, Si, S, Cl (Lapislazuli mit Sodalith), Cu (etwas Kupferblaupigment, kugelige Aggregate), Si, K, Ca (Calciumcarbonat, Silicat), Pb (etwas Bleiweiß), optisch vereinzelt rote Partikel erkennbar, Naturharz am Objekt III 200 durch p-RFA zusätzlich erhaltener Befund: As, Co (Smalte) Überzug : Naturharz Überzug, pigmentiert : optisch vereinzelt rote Partikel erkennbar, Naturharz Grün : Cu, S, Cl (Kupfergrünpigment: kurzkettiges Kupfer-Carboxylat (ähnlich Grünspan), teilweise Sulfat und Chlorid), Ca, S (Calciumcarbonat/Gips) Rot : Al (Aluminiumhydroxid, Farblacksubstrat) Optisch vereinzelt rote Partikel in allen Schichten erkennbar (siehe III 200 P2, vergleichbar mit III 152 P3 und III 194 P3) ab 200-facher Vergrößerung wirkt die grüne Schicht braun
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