Leseprobe
17 Verkehrsplanung Der Plan entstand für die Ausstellung »Planung und Wiederaufbau. Das Dezernat Bauwe- sen stellt zur Kritik und Diskussion«, die im Herbst 1949 im Neuen Rathaus stattfand. Der Verkehrsplan illustriert die Bedeutung, die dem Straßenverkehr in der Nachkriegszeit bei- gemessen wurde. Da der Motorisierungsgrad noch gering war, wurde eine deutliche Stei- gerung des Autoverkehrs in den folgenden Jahren erwartet. Das langfristige Ziel der Stadtplaner bestand in der funktionalen Entflechtung der Stadt und der Trennung ihrer Bereiche für Wohnen, Arbeiten und Erholung. Die dicht bebauten Wohnviertel im Osten und Westen der Stadt sollten aufgelockert, Grünverbindungen zwi- schen den Wohngebieten ausgebaut werden. Für die Industrie waren vor allem Flächen imWesten um den Elster-Saale-Kanal vorbehalten. Allerdings wurde das Kanalprojekt, mit dem Leipzig Zugang zumHamburger Hafen erhalten sollte, schon wenig später im Zuge der sich abzeichnenden Teilung Deutschlands aufgegeben. In der Beschreibung heißt es: »Gegenüber dem alten Generalbebauungsplan, der eine Ent- wicklung der Stadt bis zu 1 Million Einwohnern vorsah, rechnet der neue Plan imHöchstfalle mit 600 000 bis 700 000 Einwohnern . . . Das Straßennetz der Stadt ... leidet unter dem Nachteil, daß der gesamte Durchgangsverkehr sowie der Austauschverkehr zwischen den Vororten über den Promenadenring geleitet wird... Es wird ein Autobahndreieck um die Stadt herumgelegt, das zunächst einmal allen Durchgangsverkehr ableiten wird. Den Zubringer- verkehr zu den Autobahnen übernehmen die bisherigen Reichsstraßen. Sie werden jedoch vor Erreichen des Stadtgebietes abgebogen und ... ohne daß Häuser an ihnen stehen, in die Stadt hineingeführt. ... Die bisherigen Ausfallstraßen ... sollen nicht mehr mit dem Fern- verkehr belastet werden ... Der Promenadenring wird eine Ergänzung durch weitere Ringe erfahren, wodurch eine Verbindung der Vorstädte sowie der Arbeits- und Wohngebiete sicher- gestellt wird. Natürlich ist die Umgestaltung des Leipziger Hauptbahnhofes zu einemDurch- gangsbahnhof eine Planung für die ferne Zukunft. Der Wiederaufbau einer Stadt muss aber auf ein solches Zukunftsprojekt schon jetzt Rücksicht nehmen.«
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1