Leseprobe

21 Wiederaufbau des Neuen Rathauses Bis zum 18. April 1945 hatte die nationalsozialistische Stadtverwaltung das Neue Rathaus erbittert verteidigt. Zeitgenössische Fotos zeigen, dass die Dächer des Rathauses groß­ flächig abgedeckt und demoliert waren. Die Fassade wies erhebliche Schäden auf, in vielen Fenstern fehlten die Scheiben und die Turmhaube war nur noch ein Fragment. Im Inneren waren der Stadtverordnetensitzungssaal und der Festsaal ausgebrannt, die Obere Wandel- halle hatte durch Löschwasser und heruntergefallene Mauerteile stark gelitten. Sofort nach Beendigung des Krieges erfolgten Maßnahmen zur Notsicherung und zur Inbetriebnahme der Diensträume. Gleichzeitig bemühte sich die Verwaltung um eine original- getreue Wiederherstellung der Dächer und Fassaden. Schon Ende 1946 waren fast alle Zimmer wieder nutzbar, im Sommer 1948 konnte die Kuppel des Rathausturmes übergeben werden. Besondere Aufmerksamkeit widmete Walther Beyer dem Stadtverordnetensitzungssaal. Den einst von Hugo Licht nobel dekorierten Raum ließ er, noch bevor die offizielle Kultur- politik ein Bekenntnis zur Tradition verlangte, in neobarocker Formensprache wiederher- stellen, wofür der Architekt Franz Herbst (1906–1998) die Entwürfe fertigte. Da geeignete Hölzer für die Wiederherstellung der Kassettendecke und der Wandvertäfelungen nicht zu beschaffen waren, war man gezwungen, große Mengen an Gips zu verbauen. √ Wilhelm-Leuschner-Platz mit Trümmerbahn und Neuem Rathaus im Hintergrund, Herbst 1945 Neues Rathaus, Stadtverordnetensitzungssaal, 1905, Architekt Hugo Licht, Fotograf Hermann Walter

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