Leseprobe
91 Neubebauung des Marktes Im Zweiten Weltkrieg wurde die Bebauung des Marktes zu zwei Dritteln zerstört. Die 1555 erbaute Alte Waage, Jöchers Haus, Kochs und Äckerleins Hof aus dem 18. Jahrhundert zählten zu den Totalverlusten. Nach der Instandsetzung des Alten Rathauses kam der Wiederaufbau am Markt nicht weiter voran, weil sich das Schwergewicht seit 1950 zum Karl-Marx-Platz verschoben hatte. Erst mit dem Beschluss zum beschleunigten Aufbau des Stadtzentrums erhielt der Markt im Jahre 1958 wieder eine bevorzugte Stelle. Sein Bild bestimmten ab 1960 die Architekten Alfred Rämmler (1911–1976), Wolfgang Müller und Johannes Schulze aus dem Stadtbau- amt, die nicht nur allein die Standorte und Kubaturen der künftigen Neubauten, sondern auch deren künstlerischen Ausdruck vorgaben. Die endgültige Planbearbeitung erfolgte dann durch Kollektive im VEB Leipzig Projekt. Bis 1965 entstanden amMarkt Neubauten mit breitem Spektrum gestalterischer Lösungen, die ganz unterschiedlich auf den Ort reagierten. Um seine Geschichte zu wahren, wurde die Alten Waage als Kopie wiedererrichtet, an der Katharinenstraße in Kombination mit einem modernen Fassadenelement. Mit Respekt vor der Tradition – dem benachbarten Königshaus, das wenig später seinen barocken Fassadendekor nach historischen Ansichten zurückerhielt – schloss auch das Messehaus am Markt die Lücke zum Messehof in der Petersstraße. Dagegen stand der Neubau des Messeamtes an der Westseite des Marktes in deutlichem und bewusstem Kontrast zur anschließenden historischen Bebauung. Das geplante Büro- und Kongressgebäude »Ausländertreff« zwischen Petersstraße und Tho- maskirchhof kam nicht zur Ausführung. Trotz seines unvollendeten Zustandes entsprach der Wiederaufbau des Marktes den Vor- stellungen der Zeit um 1960 über die Verbindung von Tradition und Moderne. Der Blick vom Turm der Thomaskirche über den Markt gehörte später zu den meistreproduzierten Leipziger Stadtansichten. Seit 2005 ersetzt der Neubau der Marktgalerie das stets ungeliebte Messeamt. Das Mes- sehaus am Markt erfuhr zwischen 2005 und 2007 eine grundlegende Umgestaltung, bei der die Fassade der Erbauungszeit verloren ging. √ Messeamt bei Nacht, Markt 11 – 15, Architekten Rudolf Rohrer und Rudolf Skoda, 1963–1965, nach 1965, Fotograf Herbert Lachmann Walter Kresse, Erich Honecker, Lotte Ulbricht, Paul Verner, Walter Ulbricht, Paul Fröhlich und andere vor dem Messehaus am Markt während der Herbst- messe 1964, 6. September 1964, Fotograf Heinz Krabbes
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