Leseprobe
Arrestzellen Die schärfste Form der Bestrafung bei Verstößen gegen die Hausordnung ist der Arrest. Der Gefangene kommt für maximal 21 Tage in eine Arrestzelle. Er ist vom Post- und Besuchsempfang und allen Freizeitaktivitäten ausgeschlossen. Bis 1977 wird auch verschärfter Arrest verhängt, bei dem es keine Decken und re- duziertes Essen gibt. Zusätzlich können dem Gefangenen Handschellen angelegt werden. Die Häftlinge nennen die Arrestzellen »Tigerkäfige«. Eine Gittertür hal biert die Zelle und verhindert den Zugang zur Toilette. Die Pritsche kann nur von außen heruntergeklappt werden. »Mir hat keiner mit dem Gummiknüppel einen auf den Latz gehauen, die haben was viel Feineres gemacht: Die haben mich in dem ›Tigerkäfig‹ mit einem Fuß und einer Hand angekettet. Und wenn ich zur Toilette wollte, dann habe ich mich ein- koten und einnässen müssen. Und nach ungefähr eineinhalb Stunden kam einer und sagte: ›Sie sind ein großes Schwein. Was haben Sie da wieder gemacht?‹ Und das haben sie zwanzig Tage lang gemacht. Es gibt Experten, die sagen, das hat doch mit Folter nichts zu tun. Ich meine, das ist die subtilste Form, einen Menschen in seiner Substanz zu zerstören.« Werner König, Häftling in Bautzen II, 1981 bis 1983
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