Leseprobe

66 Bekanntlich oblag die Geschäftsführung der Gruppe in der Anfangszeit Conrad Felix- müller, der von Segall unterstützt und vertreten wurde. Segall war zum damaligen Zeitpunkt als Maler und Grafiker nicht nur bereits erfolgreich, sondern auch bestens vernetzt. Durch seine Berliner Studienzeit verfügte er über Kontakte zu Künstlern der Freien Secession. 13 Von Dresden aus hielt Segall seine Verbindungen nach Berlin und traf dort beispielsweise Herwarth Walden, Marc Chagall und George Grosz. 14 Bereits imMai 1919 bemühten sich Felixmüller und Segall gemeinsam um eine Öff- nung der Sezession 1919 für Gäste; ein Konzept, das andere Künstlergruppen und Künstlervereinigungen schon länger praktizierten. So ging zum Beispiel die Anwer- bung von George Grosz auf Segall zurück. Über Karl Schmidt-Rottluff nahm er Kon- takt zu Lyonel Feininger in Weimar auf, der dieser Einladung zu einer Ausstellungs- beteiligung in Dresden gern Folge leistete, »um wenigstens für Ihre schöne Sache mit vertreten zu sein«, 15 wie Feininger den Künstlerkollegen wissen ließ. Auch Otto Mueller konnte als Gast für eine Dresdner Ausstellungsbeteiligung gewonnen werden. 16 Zuweilen firmierte die Geschäftsstelle der Sezession 1919 unter Segalls Dresdner Wohnadresse auf der Nürnberger Straße 57 I , wo der Künstler sich bei Victor Rubin eingemietet hatte. Dort fand man sich des Öfteren zu ausgelassenen Ge­ sprächsabenden zusammen, die schnell legendär wurden; man debattierte über die Dresdner Kunstpolitik im Allgemeinen und Angelegenheiten der Sezession im Be­ sonderen. Im Sommer hatte die Sezession 1919 »in einem öffentlichen Schreiben auf die Not- wendigkeit einer radikalen Aenderung im System des Betriebes der hiesigen Staats- galerie hingewiesen und mit Recht die Berufung einer geeigneten Persönlichkeit zum Leiter der ›modernen‹ Abteilung verlangt«, berichtete Hugo Zehder in der August-Ausgabe der »Neuen Blätter«. Zum Vorschlag für eine solche Funktion wurden ge­ bracht: »Küppers – Hannover, Hausenstein – München, Secker – Danzig, Däubler – Abb. 3  Gesellschaft bei Victor Rubin, 1919 (hintere Reihe, v. l.n.r.: Will Grohmann, Abraham Scheptowitzky, Lucy Rustenbach [?], Gertrud Grohmann, Margarete Quack; vordere Reihe, v. l.n.r.: Constantin von Mitschke-Collande, Lasar Segall), Museu Lasar Segall, São Paulo

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