Leseprobe
18 Lebensweg Auf Berufssuche Sibylles geistige und körperliche Gesundheit blieb auch während ihrer Pubertät und im frühen Erwachsenenalter prekär. Während ihrer Lehrjahre in Dresden, Halle und Leipzig erlitt sie wiederholt Zusammenbrüche und verbrachte Wochen und mitunter Monate in Sanatorien. 18 1923 brach sie ihre Ausbildung als Buchhändlerin ab und begann als Sekretärin zu arbeiten: zunächst einige Monate lang im Forschungsinstitut für Kulturmorphologie in München, dann in einer Fabrik in Gießen und schließ- lich in einem Leipziger Verlag. Überall erhielt sie gute Arbeitszeugnisse, in denen ihre literarische Bildung und ihr überdurchschnittliches Engagement hervorgehoben wurden. 19 Aber keine dieser Tätig- keiten befriedigte sie, sodass sie 1924 in ihr Eltern- haus nach Dresden zurückkehrte und bei Lilly Kann eine Ausbildung als Schauspielerin begann. 20 Sie erhielt ein Engagement in der schlesischen Provinzstadt Sagan, ging von dort aus aber bald nach Berlin. Dort versuchte sie sich als Schauspielerin durchzuschlagen und sprach als Sibyl Peach – wie sie sich nun nannte – für viele verschiedene Rollen vor (Abb. 4). Sie hatte Beziehungen mit ver- schiedenen Männern, von denen sie sich erhoffte, dass sie ihre Karriere als Schauspielerin unter- stützen würden. Zwischen 1926 und 1929 trat sie in einigen Theaterstücken und Filmen auf, darunter in Richard Löwenbeins Mädchenschicksale (1928). Obwohl sie in Theater- und Filmbesprechungen durchaus positiv erwähnt wurde, stellte sich kein dauerhafter Erfolg ein. 21 Abb. 3 Sibylle, Hertha, Eva und Claus Pietzsch, 1912.
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