Leseprobe

104 Großstadt und Zivilgesellschaft Architektur, 3 das zu den wichtigsten Motiven für ihre in den 1950er und 1960er Jahren vorgetragene Kritik an der Architektur der Moderne zählt. Nach und nach rückten Stadtplanung und Stadtentwicklung ins Zentrum ihres Interesses, das im Buch Matrix of Man (Die Stadt als Schicksal) seinen stärksten Ausdruck fand. 4 Stadtplanung in Lateinamerika Ihre Reise nach Lateinamerika 1959 diente auch dem Studium der Stadtplanung. Schon während der Bauphase besuchte sie Brasília, die neue Haupt- stadt Brasiliens, war allerdings von dem, was sie dort sah, enttäuscht. 5 Ihrer Meinung nach mangelte es der völlig überdimensionierten Stadt an urbaner Qualität. Die von Niemeyer entworfenen und in der amerikanischen Presse bekannt gemachten Gebäude – Hotel, Präsidentenpalast und Kapelle – mochten für sich genommen interessant sein, aber es fehlte ihnen die Einbindung ins Zentrum. Die monumentale Achse von Lucio Costa, die die hohe Bedeutung der Stadt symbolisieren sollte, sei viel zu breit, als dass die Gebäude auf ihren beiden Seiten miteinander hätten kommunizieren können (Abb. 58). Sie bemängelte die fehlende Ver- bindung mit der umgebenden Landschaft und empfand die Beton- und Glasarchitektur der moder- nen Gebäude angesichts des tropischen Klimas als kapitalen Fehler. Vieles andere, was sie in Lateinamerika sah, begeisterte sie jedoch. Beeindruckt war sie vor allem von Machu Picchu, dessen Bild auf der ers- ten Seite ihres Artikels »Some Aspects of South American Planning« (Einige Aspekte südameri- kanischer Stadtplanung) erschien  6 und das sie als Beispiel dafür anführte, wie man mit Respekt Abb. 59 Ansicht von Machu Picchu.

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