Leseprobe
105 für Umwelt und Umgebung baue. Lateinamerika erschien ihr voller Widersprüche und starker Emotionen, mit denen Architekten und Planer auf unterschiedliche Weise hätten umgehen müssen: »Es gibt diejenigen, die die Paradoxe ihres Lan- des hinnehmen und lieben und die versuchen, Mensch und Natur mit ihren Entwürfen in Einklang zu bringen. Dies sind, um ein altes Klischee zu bemühen, die Regionalisten. Die anderen sind die Universalisten, die Architektur als eine von Men- schen gemachte und allein mit intellektuellen und technischen Ressourcen durchdacht geplante Umgebung definieren.« 7 Die Regionalisten hätten sich mit Frank Lloyd Wright verbündet, die Universalisten mit Mies van der Rohe; beide hätten sich je auf eine Seite des alten Dilemmas »zwischen Umweltunterwerfung oder Umweltprotest« geschlagen, das diesen Ländern von Beginn an aufgezwungen worden sei. Wie in Machu Picchu und dem »kaleidoskopischen Erlebnis der überwältigenden Bergkulisse« zu erkennen, hätten sich die Architekten der Inka für die Einbeziehung des Bauortes und die weitest- mögliche Nutzung seiner Gegebenheiten entschie- den (Abb. 59). Die Maya-Völker hingegen hätten sich, wie Moholy-Nagy mit Verweis auf den Ort Uxmal in Yucatan (Mexiko) ausführt, auf ihren Intel- lekt und ihr künstlerisches Genie verlassen, um nach innen liegende Wohnkomplexe mit Versamm- lungsorten für alle Bewohner zu bauen, die auf einer rhythmischen Abfolge von Innenhöfen und miteinander kommunizierenden Räumen basierten (Abb. 60). Die Zerstörung dieser alten Zivilisatio- nen habe die Spanier nicht davon abgehalten, vieles von ihrer Stadtplanung zu übernehmen. Denn obwohl die Leyes de Indias, jene von der spanischen Krone Abb. 60 Uxmal, Mexiko.
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