Leseprobe

· 78 · verblüffend ausgeprägten Interesse am Christlichen Osten. Um den sächsischen Prinzen besser verstehen zu können, muss man sich fragen: Wie konnte überhaupt die- ses ungewöhnlich große Interesse an den Ostkirchen während seiner Fribourger Lehr- tätigkeit entbrennen? Und wie wird es ihn und sein theologisch-priesterliches Wirken in der Folge sein ganzes Leben lang prägen? Der Beginn des Interesses an ostkirchlicher Theologie Im 30. Lebensjahr und nach nur vier Jahren priesterlicher Tätigkeit verlässt Prinz Max die pfarrliche Seelsorge und beginnt im Jahr 1900 seine Lehrtätigkeit als Professor im schweizerischen Fribourg. 2 Nun fängt für ihn eine neue Periode seines Lebens an. Dabei entwickelt er sich zu einem heraus­ ragenden Kenner des Christlichen Ostens, indem er sich in die komplizierte Geschich- te des Auseinanderlebens der Ost- und Westhälfte des Römischen Reiches und der Zerwürfnisse auf den Konzilien der Alten Kirche vertieft. Nicht zuletzt aufgrund sprachlicher Probleme kam es immer wieder zu theologischen Streitigkeiten, die zum wechselseitigen Vorwurf der Irrgläubigkeit und in der Konsequenz zu Kirchenspaltun- gen führten. Das Interesse des Prinzen Max für die Ostkirchen ist zu Beginn seiner Fribourger Lehrtätigkeit gleichsam über Nacht er- wacht, wurde dann jedoch schon bald zu Oben: Ikone des heiligen Johannes des Täufers im Kloster d’Amay an der Maas, 18. Jahrhundert. Diese Postkarte stammt aus dem Nachlass des Prinzen Max und war an der Wand über seinem Bett befestigt (man sieht noch den Einstich der Reißzwecke). Unten: Fribourg (Schweiz), Postkarte, 1917. Rechts: Titelseite des Buches »Vorlesungen über die orientalische Kirchenfrage« von Prinz Max.

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