Leseprobe
· 129 · Frank E. W. Zschaler · Benedikt Köger · Marcel Krawietz · Niyazi Özcelik Prinz Max von Sachsen als politischer Mensch Links: Prinz Max als Redner auf dem Eucha ristischen Weltkongress in Westminster, London, Foto, 1908. Oben: Prinz Max (Mitte rechts) spricht zu den Teil- nehmern auf dem Eucharistischen Weltkongress in Westminster, London, Foto, 1908. Prinz Max von Sachsen hat mehrmals von sich behauptet, dass er sich »vom politi- schen Gebiet völlig fernhalte«, so beispiels- weise in seinem Vortrag gegen Antisemitis- mus, den er am 31. August 1932 in Dresden hielt. Wichtig für ihn seien allein die kultu- rellen, sozialen und sittlichen Fragestellun- gen, darunter ganz besonders die Erhaltung des Friedens. 1 Tatsächlich war Max von Sachsen ein dezidiert politischer Mensch, ein Homo Politicus, dem die Schaffung einer am Gemeinwohl orientierten politi- schen, sozialen und wirtschaftlichen Ord- nung genauso wichtig war wie ein friedli- ches, von gegenseitiger Achtung und Wert- schätzung geprägtes Zusammenleben in der Weltgemeinschaft. Wie auch bei seinen anderen wichtigen Lebensthemen begrün- dete er sein politisches Programm theolo- gisch mit dem Wort Gottes und dem im Neuen Testament dokumentierten Vorbild- handeln von Jesus Christus. Bei der Lektüre seiner Texte zu den drängenden Fragen seiner Zeit wird aber auch die große Kennt- nis in anderen Bereichen des Wissens deut- lich, zuvorderst in den Rechtswissenschaf- ten, in denen er einen Doktortitel erworben hat, aber auch in den Grenzgebieten der Theologie und in den Sozial- und Kultur-, ja sogar den Wirtschaftswissenschaften. Sein Interesse an Politik ist auch in sei- ner Biografie angelegt. Als Prinz Max von Sachsen 1870 als dritter Sohn des Prinzen Georg und der Infantin Maria Anna von Portugal in Dresden geboren wurde, zeigte König Johann die Geburt des neuen Fami lienmitgliedes, seines Enkels, allen europä- ischen Monarchen an. Alle waren miteinan- der verwandt. Allein die Familientreffen mit Großeltern, Eltern, Onkeln und Tanten, Cou sins und Cousinen boten reiche Möglichkei- ten des Gesprächs und Austausches auch über politische Themen. Obwohl wir in den Aufzeichnungen von und über die Kindheit und Jugend des Prinzen Max von Sachsen darüber keine Überlieferungen finden, lässt sein späteres Leben den Rückschluss zu,
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