Leseprobe
· 130 · dass er hellwach an den politischen Dis kursen seiner Zeit teilgenommen hat. Sein Wissen konnte er dabei im Unterschied zu den meisten seiner Zeitgenossen aus erster Hand schöpfen, aus den Kabinetten der eu- ropäischen Mächte, aus den Berichten von Botschaftern und Gesandten, aus Gesprä- chen zur sozialen und politischen Lage am Familientisch der Regierenden. Dazu kam auch der Einfluss von Personen aus der Hof- gesellschaft, von Lehrern und gleichaltri- gen Mitschülern und Mitstudierenden. Von großem Vorteil war, dass Prinz Max in vielen Sprachen kommunizieren konnte. Neben seinen Muttersprachen Deutsch und Portu- giesisch waren das Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch und Italienisch. Auf dem Gymnasium kamen die Sprachen der damaligen gelehrten Welt hinzu: Lateinisch und Alt-Griechisch, im Theologiestudium Hebräisch. Später, als sein Interesse für Theologie, Kulturen und Literaturen der Länder der Orthodoxie erwacht war, eignete er sich Kenntnisse in Sprachen dieser Re gion an, die er nach eigenem Bekennen zum Teil aktiv, zum Teil passiv für das Studium der Literatur beherrschte. Außerdem verfolgten die Eltern ganz bewusst das Ziel, ihre Kinder mit der sozia- len Wirklichkeit im Land zu konfrontieren. Sachsen war im 19. Jahrhundert das Kern- land der deutschen Industrialisierung. Mon- tanwirtschaft und moderne innovative Un- ternehmen, zum Beispiel im polygrafischen Maschinenbau, prägten die Wirtschaft ebenso wie ein sich verdichtendes Eisen- Oben: Residenzschloss Dresden mit Hofkirche, Foto, 1928. Unten: König August II. von Polen, der Starke genannt, Gemälde von Louis de Silvestre, 1723. Rechts oben: Fribourg (Schweiz), Blick auf die Alt- stadt mit der Kathedrale St. Nikolaus, Postkarte, um 1910. Rechts unten: Der heilige Franz von Assisi und die heilige Klara von Assisi, Gemälde eines unbekann- ten italienischen Künstlers, 16. Jahrhundert.
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