Leseprobe

· 150 · mel«. 5 Doch nicht nur die Situation in den Wohnungen ist zermürbend. Die Arbeit in der Fabrik ist freudlos, monoton und er- schöpfend. Das Tempo scheint sich durch die mit der Industrialisierung einhergehen- de Technisierung zu beschleunigen. »Seit etwa 1880 verbreitet sich geradezu schlag- artig die Auffassung, dass man in einem ›nervösen Zeitalter‹ lebe und die moderne Nervosität von dem beschleunigten Tem- po und der Reizüberflutung herrühre.« 6 Unfälle und Umweltkatastrophen lassen das Vertrauen, dass man der Technik freien Lauf lassen könne, schwinden. Am Ende des 19. Jahrhunderts nimmt das Krisenbe- wusstsein zu. Entfremdung und soziale Not in der Literatur Verschiedene Autoren des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts greifen die Probleme auf. Der französische Naturalist Emile Zola beschreibt die verarmten Ar­ beiterviertel von Paris, in denen Tage­ löhner- und Fabrikarbeiterfamilien unter unmenschlichen Bedingungen leben: über- lange Arbeitszeiten, niedrige Löhne, Hun- gersnöte, Alkoholkonsum sowie Prostitu­ tion. Gesellschaftskritische Werke wie Italo Svevos »La coscienza di Zeno« (Zenos Gewissen, 1923) bieten eine literarische Opposition zum Desinteresse der Ober- schicht an den sozialen Missständen. Denn Oben: Arbeitermietskasernen in Hamburg, Foto, o. J. Rechts: Verfallene Häuser »zieren« das Dresdner Stadtzentrum um die Frauenkirche, Foto von Walter Hahn, 1917.

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