Leseprobe

98 Anja Gottschalk Ein schlummerndes Kleinod Zu Genese und Entwicklungspotenzial des Gutsgartens in Ober-Neundorf Abb. 1 Johann Gottfried Schultz, Ansicht des Schlosses Oberneundorf, Blick von Nordost, Federzeichnung (1805). Die Rekonstruktion der Genese des Gartens sowie dessen einst intendiertes Zusammenwirken mit Herrenhaus und Gut waren genauso wie die Identifikation von denkmalwerten Gar­ tenstrukturen und -elementen Gegenstand einer Studienab­ schlussarbeit, 1 deren Ergebnisse im Folgenden vorgestellt werden sollen. Einige Handlungsempfehlungen zum zukünftigen Um­ gang mit dem Garten, die ebenfalls in diesem Zusammenhang erarbeitet wurden, sollen dabei genauso anklingen wie schließlich ein kurzer Ausblick in die entwickelten entwurflichen Lösungs­ ansätze gegeben werden. Vom geometrischen Lust- zum Landschaftsgarten und in den gartenkulturellen Niedergang nach 1945 Die erste gesicherte Nennung Ober-Neundorfs als Newendorff liegt aus dem Jahr 1406 vor. 2 Da damalige Ortsgründungen oft mit der Errichtung eines Verwaltungs- und Herrensitzes ein­ hergingen, ist vorstellbar, dass zu dieser Zeit auch ein spätmittel­ alterlicher Vorgängerbau des heute erhaltenen Renaissance­ Das im Renaissancestil erbaute Herrenhaus des wenige Kilo­ meter nördlich von Görlitz und westlich der Lausitzer Neiße gelegenen Ortes Ober-Neundorf erregte seit der Entdeckung einer Sgraffitoputzschicht im Jahr 1988 in Fachkreisen überre­ gionale Aufmerksamkeit. So suchen erhaltene renaissancezeit­ liche Sgraffitoarbeiten gerade in dieser Größe und präzisen Ausführung in Mitteldeutschland ihresgleichen. Seither wurden insbesondere zu den architektonischen Gegebenheiten vor Ort intensive Forschungen angestellt. Das dem Herrensitz angehö­ rende Gut sowie die gärtnerischen Anlagen fanden dabei bisher allerdings wenig Beachtung. Schon bei einer ersten Begehung des Gutsgartens künden jedoch malerisch gewachsene Altgehölze, Ziersträucher und Bodenmodellierungen von einem ambitionierten gärtnerischen Wirken in der Vergangenheit. Auch die bauliche Substanz, wie die den Garten umgrenzende Gutsmauer, eine Grotte und Stu­ fenrelikte von Steintreppen, deutet auf einen gewissen garten­ historischen Wert der Anlage hin.

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