Leseprobe
Ein schlummerndes Kleinod 103 wurden und im Wesentlichen noch bis 1946 vorzufinden wa ren. So konnten anhand der archivalischen Quellen keine Ver änderungen bezüglich der Grenzen und der Gestaltung des Gutsgartens nachgewiesen werden, die von den auf die von Haugwitz folgenden Gutsbesitzer – Justus Friedrich Wilhelm von Martin auf Schloss Rothenburg (†1915; Gutsbesitzer 1907–1911), der aus Görlitz stammende Rentier Emil Mattig (Lebensdaten unbekannt; Gutsbesitzer 1911–1913) und Olga Freifrau von Stein zu Kochberg (*1873; geborene Foerster; Gutsbesitzerin 1913–1946) – initiiert worden wären. 35 Ein mögliches Strukturierungsprinzip des Landschaftsgar tens war die Zonierung in einen hausnahen, gärtnerisch intensiv ausgeschmückten Bereich (Pleasureground), in dem dekorative und auch fremdländische Blütengehölze Verwendung fanden, und einen Gartenbereich ferner des Herrenhauses, der durch einen urwüchsigeren beziehungsweise landschaftlicheren Cha rakter gekennzeichnet war. Diese Zonierung, mit der ausgehend von Herrenhaus ein allmählicher Übergang des Gartens in die umgebende Landschaft realisiert werden sollte, fand nun auch in Ober-Neundorf Anwendung. So sind in einer Fotografie (Abb. 6) südlich des Herrenhau ses mehrere circa einen Meter hohe Sträucher zu sehen. Diese wuchsen üppig, kompakt, nicht überhängend und bildeten vermutlich kleine Nischen aus. Hinter den Sträuchern sind höhere Gehölze zu erkennen, die vermutlich bereits dem land schaftlicher gestalteten Bereich des Gartens angehörten. Eine weitere Fotografie (Abb. 7) zeigt den Pleasureground mit Blick von Süden. Die Rasenfläche südlich des Herrenhauses ist weitestgehend von Bepflanzung freigehalten, nur ein üppiger Großstrauch (vermutlich Flieder), der bereits erwähnte Tulpen baum und ein Hochstammbäumchen, über dessen Art keine Kenntnis vorliegt, sind zu sehen. Die ursprünglich aus Nord amerika stammenden Tulpenbäume fanden typischerweise als Solitärgehölze in den hausnahen Bereichen eines Landschafts gartens Verwendung. Die Beliebtheit der Bäume ist auf ihre circa fünf Zentimeter großen, tulpenförmigen und blassgelb- orangefarbenen Blüten zurückzuführen. Zudem entwickeln die Blätter des Gehölzes eine goldgelbe Herbstfärbung, die die malerische Wirkung der zuweilen sehr raumgreifenden Gehölze unterstreicht. Der überwiegende Teil der Gartenseite des Abb. 6 Ansicht des Herren hauses von Nordost (frühes 20. Jahrhundert): Im Bild hintergrund sind mehrere circa einen Meter hohe Sträucher, die sich im Plea sureground südlich des Her renhauses befanden, zu er kennen. Abb. 7 Ansicht des Herren hauses von Süden (um 1930): Der stattliche Baum im rech ten Bildvordergrund war ein Tulpenbaum, der heute nicht mehr vorhanden ist.
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