Leseprobe
Der Albertturm auf dem Collmberg 115 Im Juni 1823 wurde dem Geheimen Rat 15 in Dresden von Initiatoren des Vorhabens – von Götz, von Boblick, von Leip ziger, Eisenhuth und Müller – das Anliegen übermittelt. Vor gesehen sei die Errichtung eines »National-Denkmals« »für unseren allgemein verehrten König, welcher sich bey seiner mehr als 50 jährigen glücklichen und gesegneten Regierung durch Weisheit und Gerechtigkeit … auszeichnete und sich die allgemeine Liebe und Verehrung seiner Unterthanen und die Achtung nicht bloß in Deutschland … erworben hat.« Die »wahre Absicht«, im Gebäude die Büste der Königs aufzustellen, solle vorher nicht bekannt gemacht werden und ein Geheimnis bleiben. Zu dieser »patriotischen Unternehmung« seien Beträ ge erwünscht. 16 Die eingereichte Zeichnung (Abb. 5) zeigt ein monumen tales Bauwerk, welches an gotische Architektur erinnert: Ein über 40 Meter hoher Turm mit einem quadratischen Grundriss und vier kleinen Ecktürmen über einem auskragenden Haupt gesims sowie spitzbogigen Maßwerkfenstern. Die Anlage sollte über vier auf die Ecken zulaufende, über 50 Meter ausladende Rampen mit einer Brüstung aus Zinnen erschlossen werden. Im hohen, zentralen Saal über den gewölbten Räumen des Sockelgeschosses war die Aufstellung der Büste des Königs vor gesehen. 17 Signiert ist die Zeichnung von Thormeyer und G. G. End ner. Der Stecher Gustav Georg Endner (1754–1824) wirkte damals in Leipzig, Gottlob Friedrich Thormeyer (1775–1842) war Hofbaumeister in Dresden. 1815 hatte Thormeyer selbst den Vorschlag für ein monumentales Denkmal, einen Triumph bogen, zur Wiederkehr Friedrich Augusts I. nach Dresden ge macht, das jedoch nicht realisiert wurde; 18 später war er Mit glied des Komitees für das Denkmal für den König von Ernst Rietschel, das 1843 im Zwinger aufgestellt wurde. Nach Beratung des Vorhabens am 16. Juli 1823 im Plenum wurde es jedoch kurzerhand »ad acta« gelegt. 19 Die Sammlung von Beiträgen wurde zwar fortgeführt, 20 das Nationaldenkmal für König Friedrich August I. auf dem Collmberg kam jedoch nicht zustande. Erst nach dem Tode des Königs 1827 konnte, mit vielfältiger Unterstützung auch der Bevölkerung, ihm zu Ehren ein Denkmal initiiert, geplant und realisiert werden, »wie es der König selbst bei seinem Leben aus frommer Bescheiden heit nie genehmigen wollte«, so damals die Allgemeine Zei tung. 21 1843 wurde das von Ernst Rietschel geschaffene Denk mal im Dresdner Zwinger aufgestellt. 22 Der Albertturm – Aussichtsturm und Denkmal des Patriotismus Fast 30 Jahre später begann erneut der Versuch eines Turm baues auf dem Collmberg. Im Jahr 1852 erschien dazu wiede rum ein Spendenaufruf. In der Druckschrift, verfasst von Dr. Robert Naumann, unterzeichnet mit den Namen von Hopff garten (Wermsdorf ), W. Seyfferth (Leipzig) und von Goetz (Reudnitz), wurde zunächst auf die hohe geschichtliche Be deutung des Collmberges hingewiesen: Auf die Landtage, die bereits im 12. und 13. Jahrhundert hier stattgefunden hätten – »wir erinnern nochmals daran, dass Markgraf Heinrich der Erlauchte mit seinen Mannen am Kollm tagte« –, auf die kriegerischen Ereignisse der Hussitenkriege und auf das Turm projekt des Kurfürsten Johann Georg I. Jetzt sei ein »Verein von Forstmännern und Freunden schöner und weitumfassen der Naturaussichten« zusammengekommen, um den Plan eines Turmes wiederaufzunehmen, »als würdige Zierde einer ehrwürdigen, erinnerungsreichen Stätte Sachsens«, »damit unser Vaterland in seinen Gauen um eine schöne Rundschau reicher werden möge.« Als Namensgeber des Turmes hatte man den »Prinzen und Herzog von Sachsen Friedrich August Albert«, »das fürstliche Enkelgeschlecht Dietrichs und Hein richs des Erlauchten« auserkoren, der bereits seine Zustim mung gegeben habe. 23 Abb. 5 Entwurf eines Turmes auf dem Collmberg von 1823, beabsichtigt als Denkmal für König Friedrich August I. von Sachsen.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1