Leseprobe

124 K AT J A B Ö H L AU Sachsens Städte im Modebild der DDR. Zur Verbindung von Modefotografie und Städteporträt in Modestrecken der »Sibylle« Fünf Jahre »Sibylle«, das war für die ostdeutsche Mode- und Kulturzeitschrift im Oktober 1961 Anlass, den Leserinnen und Lesern die Entstehung des Heftes von den Modellentwürfen bis zum Druck nahezubringen. Auch dem »Modefotografen« wurde dabei eine Doppelseite gewidmet (Abb. 1). Drei Farb- fotografien zeigen einen Mann mit Kamera, der Mannequins in aktuellen Mantelmodellen in Szene setzt und dies nicht im Studio, sondern auf der Straße, inmitten des urbanen Treibens. Die Stadt ist ein Raum, in dem, nicht zuletzt im Zuge einer aufkommenden Konfektionsindustrie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, Mode zur Aufführung kommt und sich modisches Handeln artikuliert, in Schaufenstern, auf Werbe- flächen sowie auf der Straße. Auch in der Modefotografie ist die Stadt mit ihrer Architektur, ihren Straßen, Silhouetten, ihrem Treiben, ihrem Wachsen und Vergehen in verschie- denster Hinsicht zur Anschauung gekommen, wobei ganz eigene Kartografien entworfen wurden. 1 Im Sinne der Verbindung von Mode und Kultur, wie sie die »Sibylle« ab 1969 auch im Titel nahelegt, hatten die Aufnahme- orte von Modestrecken nicht ausschließlich hintergründigen, symbolischen oder rahmenden Charakter. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren erschienen Modestrecken, die die Repräsentation von Mode explizit mit dem Porträt einer Stadt oder eines Landes verbanden; die sozialistischen Nachbar­ länder wurden dabei ebenso vorgestellt wie Orte innerhalb der Republik.

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