Leseprobe

171 Mom e n tau f n a hm e n d e r b e s on d e r e n A r t etwas von entschiedener Verwegenheit – das Poster zum Mitnehmen bietet keinen schlechten »Starschnitt«-Ersatz (Abb. 8). Ohne weitere Kontextinformation regt die Präsen- tation zum genauen Hinsehen und zur Reflexion über die Betrachtung und Funktion von Fotografie ganz allgemein an. Eine Publikation des Werkkomplexes versammelte die seri- ellen Bildfolgen in vier Einzelheften (Abb. 3 und 4); jedes der Hefte ist mit dem entsprechenden Serientitel versehen. Die Provenienz der Fotografien ist mit dem Vermerk gekenn- zeichnet: »Alle Bilder basieren auf Fotografien aus dem Ar- chiv der BStU«; eine Auflistung der entsprechenden Archiv- signaturen findet sich auf der jeweils letzten Seite der Hefte. Kleins Auseinandersetzung mit der visuellen Hinterlassen- schaft des MfS lässt sich in eine Reihe mit weiteren künst- lerischen Bezugnahmen auf dieses Material stellen: In den ersten Jahren nach der Öffnung der Archive wurde Aktenein- sicht prioritär Personen gewährt, denen Aufklärung über den Eingriff und Zugriff des MfS in und auf ihre Persönlichkeits- rechte zustand. So finden sich seit den frühen 1990er Jahren Beispiele künstlerischer Reaktionen auf die Konfrontation mit der »eigenen Akte«, wie beispielsweise die Arbeit »Bis auf weitere gute Zusammenarbeit Nr. 7284/85« (1993) der Malerin und Schriftstellerin Cornelia Schleime; sie ergänzt auf Pos- tergröße aufgezogene Reproduktionen »ihrer« Akte mit über-

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