Leseprobe

69 durch die Einführung installativer Neuerungen zu einem figürlich-plas­ tischen Ausdruck zu finden. Diese Sprünge sind für das Betrachterauge spannend und impulsgebend: Das Werk fordert eine intellektuelle Erfas- sung dieser Entwicklungsbewegungen. Anhand Duchamps Werk Großes Glas wird auch inhaltlich deutlich, dass der Künstler an Spannungen und Dualität interessiert ist. Spannungen, Dualität, Impulse versucht er sichtbar zu machen, indem er beispielsweise in der benannten Arbeit sexuelle und emotionale Spannungsmechanismen zwischen Mann und Frau aufzeigt. Er arbeitete dabei sehr präzise und war darauf bedacht, sich in keinem seiner Werke zu wiederholen und nicht dem Schaffensdrang nachzugeben, der einem Künstler hinsichtlich seines Mediums oft zu eigen ist – und vor allem in malerischen Werken nachvollzogen werden kann. Der Wille, etwas zu erschaffen, steht in erster Linie in Zusammenhang mit dem Impuls des Geistes, der Duchamp konstruktiv und systematisch leitet. Dabei schließt er aber zart wahrnehmbare Sinnesimpulse nicht nur in seine Überlegungen mit ein, sondern macht sie auch durch Licht, Rauch und Klänge sichtbar. Duchamp entschied sich, bewusst gegen eine objektiv ästhe­ tische, »schön« erscheinende Kunst vorzugehen, sein Werk hinterlässt mitunter einen ungewohnten Eindruck von Sperrigkeit. Mit Fountain / 2 Marcel Duchamp Schnurrbart und Bart der L.H.O.O.Q .,1941

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