Leseprobe
15 Schon im Januar 1712 ließ Leplat aus der Kunstkammer »Auff Sr. Königl. Majt. Befehl [...] Acht und Zwanzig St: Statuen von Bronze abholen, umb selbe in Sr. Königl. Majt. Bilder Cabinets setzen zu lassen«.27 Mit einer zweiten Um lagerung des Jahres 1714 wurden insgesamt 107 Bronzen in die neu eingerichtete Bildergalerie und die erwähnten benachbar- ten »Bilder-Cabinets« im zweiten Obergeschoss des Südflügels des Residenzschlosses gebracht.28 Der Aufbau der Gemälde galerie und die Idee der Verbindung von Gemälden und Skulp- tur waren für August den Starken von Anfang an wichtig, auch wenn die Trennung der Gattungen eher im Trend der Zeit lag und keine 15 Jahre später auch in Dresden umgesetzt wurde. Zunächst jedoch wurde der Südflügel des Schlosses einem Umbau unterzogen, Bildergalerie und »Bilder-Cabinets« ver- legte man schließlich 1726 in den renovierten Riesensaal und die angrenzenden Bildergemächer im Georgenbau.29 1730 besuchte der gelehrte Reiseschriftsteller Johann Georg Keyßler (1693–1743) Dresden und beschrieb die Einrichtung wie folgt: »Ferner besiehet man auf dem Schloße die Bilder-Galerie oder Sammlung von kostbaren Gemählden, die unter der Aufsicht des Baron le Plat stehet. Der vornehmste dazu gewidmete Saal ist noch gar nicht ausgemahlet, übrigens aber schon mit vielen kostbaren Stücken verzieret. Zu beyden Seiten stehen etliche große Vasa von Serpentin und viele andere von Porphyr, eine gute Anzahl marmorner und metal- lener grosser Brustbilder, worunter der König Gustavus Adol- phus leicht zu erkennen ist. Der Laocoon aus dem Vatikan und viele andere dergleichen messinge Modelle helfen gleichfalls zur Zierde dieses Saales, der 80 gemeine Schritte lang und 20 breit ist.«30 Aus Keyßlers Beschreibung geht die Gliederung der Bildergalerie hervor, in der die Gemälde von prunkvollen Vasen flankiert wurden. Ebenso waren die Bronzen und Por träts dekorativ verteilt, wobei Keyßler das Bildnis Gustavs II. Adolf von Schweden (Abb. 6) von Georg Petel (1601/02–1634)31 ausdrücklich erwähnt. 1726 war das erste Inventar der »Statuen, Brustbilder, Groupen, und ander Gefäß, sowohl antique, als moderne, aus allerhand Marmelstein, Metallique, Porfire, Alabastre verferti- get«, entstanden, in dem alle bis dato in Dresden vorhandenen Skulpturen mit knappen Beschreibungen, Größenangaben, einigen wenigen Künstlernennungen und der Standortangabe verzeichnet waren (Abb. am Anfang des Beitrags).32 Hierbei handelt es sich um das erste Inventar der Skulpturensamm- lung. Als Aufstellungsorte sind die »Bilder Gallerie« genannt, der Garten des Holländischen Palais’, das Grüne Gewölbe, das »Paraten Schlaff Gemach« sowie die »beyden Saalons des soge- nannten Zwinger Gartens«. Da die Aufteilung zwischen Grünem Gewölbe und »Antiken-Cabinet« erst 1729 erfolgte, sind hier unter den in 310 Nummern erfassten Skulpturen auch noch jene Bronzen genannt, die wenig später im Bronzen zimmer zur Aufstellung kamen. Außerdem befanden sich zeit- genössische Skulpturen an verschiedenen Orten in Dresden, denn August der Starke hatte Bildhauer wie Balthasar Permo- ser, Paul Heermann und Johann Christian Kirchner an den sächsischen Hof geholt und sie im Zwinger beschäftigt. Hinzu kamen die Werke internationaler Künstler wie Pietro Balestras (erwähnt 1672–1729) Die Zeit entführt die Schönheit (Abb. 9) oder Antonio Corradinis (1688–1752) Gruppen Nessus raubt Deianira sowie Die Zeit enthüllt die Wahrheit , die im Garten des Holländischen Palais aufgestellt waren, wie ein Kupferstich von Johann August Corvinus zeigt (Abb. 7).33 Abb. 7 (folgende Doppelseite) Johann August Corvinus, Holländisches Palais in der Dresdner Neustadt vor dem Umbau, 1719, Kupferstich, 72×44 cm, Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. A 13155 Abb. 6 Georg Petel, Gustav II. Adolf von Schweden , Modell 1632, Guss 1. Hälfte 17. Jahrhundert, Bronze, H. 82,5 cm, Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Inv.-Nr. H4 154/22
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