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45 di Giovanni« korrekt bezeichnet. Auch ist zu bemerken, dass der Ort, an dem sich diese beiden Figuren laut Inventar befan- den, zwar als »Raum Pieros« bezeichnet wird, damit aber nicht Piero de’ Medici gemeint ist – dieser war zu diesem Zeitpunkt ja bereits seit 23 Jahren tot –, sondern Lorenzos ältester Sohn, der ebenfalls Piero hieß. Ob Filaretes Geschenk den intendier- ten Adressaten je erreichte, ist also keineswegs gesichert. Da die Statuette als Geschenk Guglielmo Gonzagas nach Dresden kam, stellt sich überdies die Frage, wie sie nach Mantua gelangt war. Dazu gibt es im Wesentlichen zwei Thesen: Entweder Filarete hat auf seiner Reise von Mailand nach Florenz in Mantua Station gemacht und die Statuette dort gelassen,5 oder 1 »Der Architekt Antonius Averlinus hat diese erzene Statue des Kaisers Commodus Anto ninus, wie allgemein behauptet, gemeinsam mit seinem Pferd nach jener Statue des- selben nachgebildet, die nun bei S. Giovanni in Laterano gehütet wird, zu der Zeit als auf Befehl des Papstes Eugen IV. in Rom die erzene [Tür] von St. Peter gefertigt wurde. Diese gibt er selbst Piero de’ Medici zum Geschenk, dem tadellosen Mann und vorzüg lichen Bürger. Im Jahre 1465 nach der Geburt Christi.« 2 Wie aus der Inschrift hervorgeht, hielt Filarete den Reiter für Kaiser Commodus. 3 Keutner 1964, 147. 4 Beltramini 2002, 47. Es handelt sich dabei um einen am 1. Februar 1466 in Mailand geschrie- benen Brief des Humanisten Francesco Filelfo an einen Freund in Florenz, in dem er diesen bittet, das beigefügte Schreiben an Filarete zu übergeben. Filelfo wusste also nicht, ob und wo er Filarete in Florenz erreichen könnte. 5 Gramaccini 1985, 79. 6 Jestaz 2002, 315. Abb. 28 Reiterstandbild des Marc Aurel, Kapitol, Rom sie ging an Piero, wurde dann aber 1494 Opfer der Plünderung des Palazzo Medici, um anschließend, vielleicht von Isabella d’Este, am Kunstmarkt angekauft zu werden und solcher maßen nach Mantua zu gelangen.6 Wie es auch immer vor sich gegangen sein mag, in Mantua hatte die Statuette großen Ein- fluss auf den Hofbildhauer der Gonzaga, Pier Jacopo Alari de Bonacolsi, genannt Antico (um 1455–1528), der die neue Gat- tung der von der Antike inspirierten Kleinbronze zu ihrer ersten Blüte brachte. Auch wenn Filarete wohl ganz andere Absichten verfolgte hatte, wurde er so zum Gründungsvater eines bald sehr erfolgreichen Genres. Claudia Kryza-Gersch
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