Leseprobe
200 Biogramme der Künstlerinnen und Künstler Oscar Achenbach * 31. 12. 1868 Stettin/Szczecin † 22. 8. 1935 Wiesbaden Der Sohn eines Kürschnermeisters absolvierte nach demBesuch des Marienstiftsgymnasiums Stettin/Szczecin eine Lehre in einer lithografi- schen Anstalt. 1889 folgte eine dreieinhalbjäh- rige Studienreise, die ihn in die Schweiz und nach Italien führte. Nach dem Tod seiner Eltern ging A. 1896 nach Berlin, wo er an der Lehran- stalt des Kunstgewerbemuseums sowie an der Akademie studierte. Ausgedehnte Studienrei- sen führten A. nach Norwegen und Italien und schlugen sich motivisch in seiner vom Impres- sionismus geprägten Landschaftsmalerei nie- der. Im ErstenWeltkrieg wurde A. nach Limburg an der Lahn versetzt, wo er in der Briefkontroll- stelle des Offiziersgefangenenlagers eingesetzt wurde. Auf den Krieg rekurrierte auch sein 1916/17 unter dem Titel Aquarelle und Stein- zeichnungen erschienenes Mappenwerk mit 14 szenischen Darstellungen des Kriegsge- schehens. A. blieb der Lahnregion auch nach Kriegsende verbunden: Er ließ sich dauerhaft in Runkel nieder, wo er den Bornverlag zur Ver- öffentlichung seiner Werke gründete; u. a. er- schien dort die motivisch an das Genre der Künstlersteinzeichnungen anknüpfende, aller- dings im Offsetverfahren gedruckte Mappe An der Lahn. Das Vineta-Museum der Stadt Barth, das aufgrund einer Schenkung einen Teil des künstlerischen Nachlasses besitzt, erinnerte 2018 mit einer Ausstellung an A. Ehler, Sehnsucht nach Vollkommenheit; Meixner, Von Berlin an die Lahn; Vogel, Der Landschaftsmaler und Porträtist O. A.; https://de.wikipedia.org Richard Albitz * 31. 1. 1876 Berlin † 4. 5. 1954 Berlin Nach dem Schulbesuch trat A. 1892 in den Postdienst ein, in dem er – unterbrochen durch den Militärdienst 1899/1900 und den Freiwil- ligendienst im ErstenWeltkrieg – bis 1924 tätig war; 1907 war er beamteter Telefonsekretär geworden, zuletzt hatte er die Stellung eines Obertelegrafeninspektors inne. A. widmete sich nun ganz seinen künstlerischen Neigun- gen, denen er bereits 1907 durch das Studium bei Hans Hartig nachgegeben hatte. A. machte sich als Berliner Maler des Spätimpressionis- mus einen Namen, der seine Motive in der Mark Brandenburg und in Berlin, bevorzugt aber im Norden Deutschlands fand, u. a. im Hamburger Hafen. Dies spiegelt sich auch in seinen Künstlersteinzeichnungen wider, die vor allem bei R. Voigtländer, Leipzig, erschie- nen (u. a. Wallanlagen in Bremen ). Im Braun- schweiger Westermann Verlag legte er in der Serie Künstler-Steinzeichnungen aus Hamburg und Umgegend das großformatige Blatt Ham- burger Fleet bei Tauwetter vor. Nach dem Ers- ten Weltkrieg stand A. den künstlerischen Ex- perimenten der 1920er Jahre fern. Seither hielt er sich wiederholt in Schloss Pretzsch an der Elbe auf, wo er in den Sommermonaten sein Atelier hatte. In der NS-Zeit war seine natura- listische Malweise mit der herrschenden Kunstideologie kompatibel und in Erweiterung seiner bisherigen Motive bediente er mit Bil- dern etwa vom Flughafenneubau in Berlin-Tem- pelhof oder vom Bau der Buna-Werke die tech- nizistische Komponente des Nationalsozialis- mus mit traditionellen malerischen Mitteln. A. war denn auch zwischen 1938 und 1944 re- gelmäßig auf den Großen Deutschen Kunstaus- stellungen im Münchener Haus der Deutschen Kunst vertreten. Nach 1945 lebte er in Ost-Ber- lin. 2016 wurde in Schloss Pretzsch mit einer Ausstellung an A. erinnert. Eisold, Künstler in der DDR, S. 19; www.bildatlas-ddr-kunst.de ; www.gdk-research.de ; www.pretzsch-elbe.de René Allenbach * 6. 3. 1889 Nanterre † 28. 5. 1958 Dettweiler/Dettwiller Der Sohn eines Industriellen siedelte mit den Eltern von Frankreich nach St. Petersburg über, gesundheitliche Probleme zwangen ihn aller- dings zur Rückkehr. Er schloss in Straßburg/ Strasbourg die Schule ab und besuchte dort ab 1905 die städtische Kunstgewerbeschule, die sich seit der Berufung von Anton Seder aus München zu einem Zentrum der Kunstgewerbe- bewegung und des Jugendstils entwickelt hat- te. 1910/11 studierte er an der Leipziger Akade- mie für graphische Künste und Buchgewerbe, wo Alois Kolb zu seinen Lehrern zählte, ab 1911 an der Münchener Akademie der Bildenden Künste, wo er in die Klasse für Druckgrafik ein- trat. 1913 kehrte A. nach Straßburg/Strasbourg zurück und eröffnete sein erstes eigenes Ate- lier. A. trat in der Folgezeit sowohl als dem Spätimpressionismus zuzuordnender Maler als auch mit gebrauchsgrafischen Arbeiten – Plakaten, Exlibris etc. – hervor. Wohl auf Kon- takte aus seiner Leipziger Zeit geht die Entste- hung mehrerer Künstlersteinzeichnungen mit Elsässer Motiven zurück, die – das Reichsland Elsass-Lothringen gehörte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum deutschen Reich – im Leipziger Verlag R. Voigtländer in der Serie Aus deutschen Landen erschien. A. blieb auch nach 1918 im Elsass, wo er 1920 zu den Grün-
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