Leseprobe

201 dungsmitgliedern der Association Artistes In- dépendants d’Alsace zählte und wo er bevor- zugt die Motive für seine Werke fand. 1928 er- hielt er eine Professur für Druckgrafik an der Kunstgewerbeschule Strasbourg und avancier- te 1933 zu deren Direktor. Nach 1940 zog er sich nach Dettweiler /Dettwiller, dem Her- kunftsort seiner Mutter, zurück, wo er bereits 1932 ein Haus erworben hatte und wo er 1945 zum Ehrenbürger ernannt wurde. Braeuner, Les Peintres et l’Alsace, S. 26 ff.; www.alsace-collections.fr ; matrikel.abdk.de Ferdinand Andri * 1. 3. 1871 Waidhofen an der Ybbs † 19. 5. 1956 Wien Der Sohn eines Vergolders italienischer Her- kunft studierte nach einer Lehre als Holzschnit- zer und Altarbauer 1886–88 an der Staatsge- werbeschule Innsbruck, 1888–91 an der Aka- demie der bildenden KünsteWien und 1891–94 in Karlsruhe. 1894/95 folgte der Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger in Galizien. Nach der Rückkehr nach Wien war A. 1899–1909 Mitglied der Secession, der er 1905–09 als Präsident vorstand. 1904 war er an der Ausgestaltung des österreichischen Pavillons auf der Weltausstel- lung in St. Louis, Missouri, mit einem großen Wandfresko beteiligt. Als Grafiker arbeitete er an der Zeitschrift Ver sacrum und an Gerlachs Jugendbücherei mit. Ferner trat er ab 1904 mit Bildhauerarbeiten und Holzspielzeug hervor. Für das Genre der Künstlersteinzeichnungen verdient vor allem seine Mitwirkung amWand- tafelwerk der Österreichischen Hof- und Staats- druckerei Wien Hervorhebung, für das er zwi- schen 1905 und 1910 fünf großformatige Farb­ lithografien schuf. Die Titel – Pflügender Bauer, Heuernte, Kornschneider, Weinlese, Weinpres- se – verweisen auf sein Interesse an der Welt der Bauern und Winzer. Gestalterisch verband A. dabei einen fast schon volkskundlichen Blick auf die nichtindustrielle Arbeitswelt mit einer skulpturenartigen, zum Monumentalen tendierenden Personenstaffage. Ungeachtet seiner künstlerischen Anerkennung zerschlug sich eine Berufung an die Wiener Akademie auf Intervention Erzherzog Franz Ferdinands, dem A. als zu modern gegolten haben soll. Im Ersten Weltkrieg war er dann als Kriegsmaler des k. u. k. Kriegspressequartiers u. a. in Montenegro, Albanien, Galizien und Südtirol tätig; düstere, ausgemergelte oder tote Pferde zeigende Litho- grafien aus dieser Zeit erschienen 1916/17 in den Jahresmappen der Gesellschaft für verviel- fältigende Kunst in Wien. Nach Kriegsende übersiedelte A. nach St. Pölten. 1919 kam es dann doch noch zur Berufung an die Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er in der Folgezeit die allgemeine Malklasse und die Meisterklasse für Wandmalerei leitete. In sei- nem Geburtsort stellte A. seit den 1920er Jah- ren mit seinemSchüler Karl Wilhelm Holzspiel- zeug her, zwischen 1924 und 1938 mit dem An- spruch, zur Minderung der Arbeitslosigkeit beizutragen, unter dem Dach der Siedlungs- und Kunstgewerbegemeinschaft Waidhofen an der Ybbs. Dass A. zugleich illegaler National­ sozialist war, wurde erst in jüngster Zeit ermit- telt, und Gleiches gilt für seine politische Tätig- keit an der Wiener Akademie nach dem sog. An- schluss 1938: A. zählte 1938/39 zu jenem Tri- umvirat, das nach der Amtsenthebung des bisherigen Rektors die Gleichschaltung der Akademie und die Entlassung politisch miss- liebiger oder jüdischer Kollegen betrieb. 1941 wurde er mit der Ehrenmitgliedschaft der Aka- demie ausgezeichnet, im gleichen Jahr erhielt er den Ehrenring der Stadt Wien. Aufgrund der Kompatibilität seiner bevorzugten Motive bzw. der damit einhergehenden Tendenz zur Heroi- sierung der bäuerlichenWelt mit der herrschen- den Kunstideologie war A. auch als Künstler erfolgreich. Ungeachtet des für 1939 belegten Eintritts in den Ruhestand leitete er weiterhin die Klasse für Freskomalerei. 1945 wurden sein Wiener Atelier und seineWohnung ausgebombt und ein Großteil seines Werkes vernichtet; sei- ne gleichfalls als Malerin tätige Frau Charlotte Hampel starb bei dem Angriff. Nach Kriegsende wurde A. im Zuge der Entnazifizierung amtsent­ hoben, scheint aber ab 1947 rehabilitiert wor- den zu sein. 1950 übernahm die Stadt St. Pöl- ten auf Leibrente sein verbliebenes Oeuvre, das jetzt Teil des Stadtmuseums ist. Werke des Künstlers befinden sich ferner u. a. im LENTOS Kunstmuseum Linz, im Leopold-Museum und Belvedere Wien, in der grafischen Sammlung der Albertina und im Historischen Museum der Stadt Wien. Döring/Klein-Wiele, Grafikdesign im Jugendstil, S. 254; Kristan, Wandtafelwerk, S. 182 f.; Pawlowsky, Akademie der bildenden Künste Wien im Nationalsozialismus, S. 33 u. ö.; www.antiquare.at ; www.kovacek-zetter.at; www.wladimir-aichelburg.at; https://de.wikipedia.org Otto Antoine * 22. 10. 1865 Koblenz † 14. 7. 1951 Unteruhldingen A. absolvierte zunächst eine Lehre im Maler- handwerk, entschied sich dann aber für die Beamtenlaufbahn im Postdienst, war aber gleichzeitig als Autodidakt künstlerisch aktiv und lenkte damit die Aufmerksamkeit des Staatssekretärs des Reichspostamts, Heinrich von Stephan, auf sich. Dieser holte A. nach Ber- lin, wo er Aquarelle von Postbauten anfertigte und nebenbei an der Kunstakademie bei Franz Skarbina studierte. 1902 wurde A. Büroassis- tent beim Reichspostmuseum, an dessen Aus- bau er mitarbeiten und künstlerische Darstel- lungen des Postbetriebs in Vergangenheit und Gegenwart anfertigen sollte. Gleichzeitig war er in die Betreuung der Postwertzeichensamm- lung des Museums eingebunden. Eine Studien- reise führte ihn 1905 auf die Kanarischen In- seln, auch dort blieb er mit der Darstellung der Personenpost auf Gran Canaria seinem Metier treu. Neben dem Postwesen war es dann die Großstadt Berlin, die A. in Ölbildern, Pastellen und Grafiken in der impressionistischen Ma- nier seines Lehrers Franz Skarbina festhielt. Hier fügt sich auch die bei B. G. Teubner vor dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte großformatige Künstlersteinzeichnung Kaisergeburtstag ein. Straßenszenen und Bauten Berlins standen dann wesentlich später auch im Zentrum der zwischen 1938 und 1944 auf den Großen Deut- schen Kunstausstellungen imMünchener Haus der Deutschen Kunst gezeigten Bilder. Eine Erweiterung des motivischen Spektrums erfolg- te durch seine Freundschaft mit Hans Hartig, der das Interesse von A. an der Ostsee weckte. 1942 wurden Wohnung und Atelier von A. bei einem Bombenangriff zerstört. Er zog sich mit seiner Frau zunächst nach Schlesien zurück, im Sommer 1944 zog er an den Bodensee, wo er bis zuletzt künstlerisch aktiv blieb. Werke von

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