Leseprobe
17 Die Deutsche Künstler- steinzeichnung Eine Annäherung Dass das Originalgemälde das Leitbild für die Künstler- steinzeichnungen wurde, blieb auch für deren Präsentation nicht folgenlos. Sie sollten keinesfalls in Sammelmappen verschwinden und nur gelegentlich betrachtet werden, son- dern sie waren dezidiert als Wandschmuck, als »Raum- kunst«, 23 konzipiert. Darauf zielten die Anleitungen zur Hängung ebenso ab wie die auf Wohn-, Schlaf-, Kinder- oder Schulzimmer abgestellte und noch zu erörternde Motivik, bei der auch Geschlecht, Beruf und Alter der Bewohner be- rücksichtigt wurden. Ferner war auf die unterschiedlichen Raumgrößen Rücksicht zu nehmen, so dass das Angebot der einschlägigen Verlage Klein-, Mittel- und Großformate umfasste. Vor allem aber war für die dekorative Raumwir- kung der Künstlersteinzeichnung der Rahmen ein entschei- dender Faktor. Hier kommt nun wieder die Orientierung am Gemälde ins Spiel, denn gleich diesemwurde die Künstler- steinzeichnung in aller Regel im Holzrahmen präsentiert, der auf den jeweiligen Raum farblich abzustimmen war: Eiche massiv für den vornehmen Wohnraum, Mahagoni rahmen für Gesellschafts- und Damenzimmer, Museums- rahmen mit »tiefer Holzkehlung, schwarzer Politur, die das Bild als Kunstwerk besonders zur Geltung bringen«, Rahmen mit weißer Politur »für Vorräume, Dielen, Schlaf-, Kinder- und Gartenzimmer, Krankenhäuser«, 24 schlichte und wohl- feile Schulrahmen in Dunkelbraun und Schwarz – das war die Produktpalette, die in den Katalogen der führenden Verlage R. Voigtländer und B. G. Teubner in Verbindung mit den Bildern angeboten wurde. Reklamemarken des Verlags R. Voigtländer, Leipzig, mit Vorschlägen zur Hängung von Künstlersteinzeichnungen, Entwürfe: wohl Paul Schneider, ca. 1910
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