Leseprobe
27 Den letztlich (wenn auch unvollendet) realisierten, städtebaulichen Entwurf der Prager Straße hatten Peter Sniegon (1932–1987), Hans Konrad (*1924) und Kurt Röthig (1910– 1990) im Dresdner Stadtbauamt entwickelt. In ihm waren collagenartig verschiedene Elemente aus den prämierten Wettbewerbsentwürfen von 1962 aufgenommen und mit den Visionen einer »modernen sozialistischen Großstadt« verbunden worden. Diese hatten die Prager Straße als künftiges Zentrum für Touristen mit Hotels, Restaurants, Geschäften, Kino und Tanzkabarett gesehen. Zugleich sollte mit der Prager Straße der Beginn einer völlig neuen »gesellschaftlichen Erlebnisachse«, d. h. einer vom Hauptbahnhof zum Platz der Einheit (Albertplatz) reichenden Fußgängerzone, markiert werden. 2 Entgegen allen politischen Ambitionen konnte die Prager Straße als moderne Stadtland- schaft im Stil der Nachkriegsmoderne entstehen, weil nach wie vor ein staatliches, die sozialistische Idee präzise wiedergebendes Architektur- und Städtebauleitbild fehlte. 1965 wurde mit dem Bau von vier, im Grundriss einen Halbkreis weiträumig umschreibenden Appartementhochhäusern am Wiener Platz begonnen. Das eigentlich Entrée zur Prager Straße bildeten aber das Interhotel »Newa« und das flache Restaurant »Bastei« gegenüber, dessen Wandbild »Dresden, Stadt der Wissenschaft, Kunst und Kultur grüßt seine Gäste« Am Wiener Platz wurde erst in den letzten Jahren stark nachverdichtet, die Pläne hierfür ließen sich jedoch schon zuvor an einer jahrelang ausgehobe- nen Baugrube (»Wiener Loch«) erahnen, Fotografie 2019
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1