Leseprobe

28 von Kurt Sillack (1911–2003) und Lutz Lipowski (*1927) den städtebaulichen Auftakt des »Erlebnisweges« auch bildnerisch markierte. Ihre einprägsame Bildhaftigkeit erhielt die Prager Straße durch eine Le Corbusiers »Unité d’Habitation« nachahmende, 240 Meter lange, zwölfgeschossige Wohnscheibe imOsten, die den Fußgängerboulevard von der Nord-Süd-Verkehrsader abschirmte. Orthogonal und in Kammstruktur zu ihr wurden auf der Westseite drei identische, ebenfalls zwölfgeschossige Hotelbauten gegenübergestellt. Maß- stäblich und in ihren Proportionen präzise auf diese Großformen abgestimmt, waren dazu flache Baukörper entstanden: zweigeschossige, durch Pergolen verbundene Ladenzeilen im östlichen Teil und zwischen den Hotels der Westseite und kleine verglaste Ladenpavil- lons im Erdgeschossbereich der aufgeständerten Wohnzeile. Ähnlich durchkomponiert waren die unter der Leitung von Joseph Pietsch gestalteten Freiflächen: in einem geomet- rischen Muster mit Brunnenanlagen, Blumenhochbeeten, Grünflächen, Stauden-, Baum­ pflanzungen und raumgliedernden Elementen angelegt und ergänzt durch zeitgenössische Kunstwerke. Vor allem die von der Künstlerin Leonie Wirth (1932–2012) entworfenen und von dem Kunstschmied Karl Bergmann umgesetzten Brunnenanlagen in Champagner- kelch-, Fliegenpilz- und Pusteblumenform gaben der Prager Straße eine hohe Aufenthalts- Die einst präzise aufeinander abgestimmten Proportionen des modernen Ensembles Prager Straße mussten neuen, individuell geplanten Baukör- pern weichen. Fotografie links 1970 und rechts 2019

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