Leseprobe

6 Robotron-Kantine Dresden, Detailansicht der von Friedrich Kracht entworfenen Brüstungselemente, Fotografie 2019 funktechnisch nicht zum »Tal der Ahnungsvollen« werden ließ. Nicht selten als Gesamt- kunstwerk bis ins Detail gestalterisch gereift, zelebrierte die Nachkriegsmoderne anschaulich die in der Bauzeit übliche Zusammenarbeit von Architekten und Künstlern. Der großzügige städtebauliche Entwurf der Prager Straße verhalf Dresden zu einem auch international beachteten Ensemble in äußerst prominenter Innenstadtlage. Und die Robotron-Kantine steht exemplarisch dafür, welche ästhetischen und funktionalen Qualitäten erreicht werden konnten, die auch in der heutigen Zeit nicht ihre Gültigkeit verloren haben. Während viele der unter dem Stilbegriff Nachkriegsmoderne subsumierten Bauwerke und Ensembles nach der politischen Wende 1989 aus der Innenstadt wieder verschwanden oder überformt wurden (ohne dass die nachfolgenden immer gleichwertige gestalterische Qua- lität erreichten), haben die genannten Beispiele alle städtebaulichen Verdichtungsprozesse und Anpassungen an zeitgenössische Standards, aber auch sämtliche Diffamierungen als Relikte der überkommenen sozialistischen Gesellschaftsordnung überdauert. Im Herbst 2019 jährt sich zum fünfzigsten Mal die Eröffnung des Kulturpalastes in Dresden. Die Stiftung Sächsischer Architekten nimmt dies zum Anlass, jene eindrucksvollen Projekte der Nachkriegsmoderne zu zeigen, die bis zum 20. Jahrestag der DDR 1969 ehrgeizig vorange- trieben wurden. Nahezu vom gleichen Standpunkt aufgenommene vergleichende fotogra- fische Ansichten von 1969 und 2019, Modelle und Zeichnungen veranschaulichen sowohl ihr ursprüngliches Erscheinungsbild als auch ihren gegenwärtigen Zustand zwischen preis- gekrönter Sanierung und leisem Verfall. An dieser Stelle sei allen herzlich gedankt, die zum Werden der Ausstellung und dieses Bandes beigetragen haben, allen voran dem Fotografen Jan Oelker für die bildliche Doku- mentation des gegenwärtigen Zustandes der »Meilensteine« und dem Grafiker Joachim Steuerer für die Buchgestaltung. Dankenswerterweise lieferte Martin Mittag nicht nur wich- tige Informationen zum Dresdner Fernsehturm, sondern ermöglichte auch den Rundflug über Dresden mit Jan Oelker für die Luftbildaufnahmen. Für die inhaltliche und organisa- torische Unterstützung sei auch dem Verein FernsehturmDresden e. V. und dem »Netzwerk Ostmodern« gedankt, namentlich Marco Dziallas, Daniel Fischer und Matthias Hahndorf. Ein ganz besonderer Dank gilt dem Amt für Kultur und Denkmalpflege der Landeshaupt- stadt Dresden für die Förderung dieser Publikation.

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