Leseprobe
Auch FRANCESCO DEL COSSA hat knapp 30 Jahre später eine Verkündigung gemalt. Doch wie anders stellt er dasselbe Thema dar! Während man im Gemälde von Fra Angelico die Umge- bung der Verkündigung ledig- lich erahnen kann, malt del Cossa Räume voller Details und Reichtum. Inzwischen war nämlich in der Malerei die perspektivisch richtige Wiedergabe der Architektur und Landschaft entdeckt worden. Und natürlich woll- ten die Maler nun auch in ihren Bildern zeigen, dass sie die perspektivische Gestaltung so gut beherr- schen, dass man glaubt, man stehe in einem richtigen Raum. Die Bedeutung der gesprochenen Worte des Erzengels geht dabei natür- lich nicht verloren! Allerdings werden nun den Augen der Betrachter zahlreiche Details und Symbole geboten, die die eigentliche Geschichte erweitern und zum Teil neu deuten, zum Beispiel: Die am unteren Bildrand kriechende Schnecke wird in der Bibel nicht erwähnt. Als Symbol verweist die Schnecke auf die Reinheit Mariens. Das bedeutet, dass Maria als Jungfrau ein Kind empfangen wird. Neben der TAUB E hat Francesco del Cossa auch ein Abbild Gottes in einer Wolke dargestellt, was eigentlich ja verboten ist, aber manchmal hat man es nicht so genau genommen. Und der an der Hauswand streu- nende Hund mag möglicherweise die Freude des Malers am Ausge- stalten der Geschichte zeigen. Zu diesem Altarbild gehört im unteren Teil – der sogenannten Predella – noch die sehr detail reiche Darstellung der Geburt Jesu Christi. Es ist sozusa- gen eine Fortsetzung der im oberen Bild erzählten Ge- schichte.
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