Leseprobe
49 Nein, wirklich! Trotz moderner Technik, hell erleuchteten Behandlungsräumen, Musik im Hintergrund und tollen Zeitschriften im Warte raum – ein Besuch beim Z A H N A R Z T ist auch heute noch kein Vergnügen. Wie mag das wohl dann erst vor 400 Jahren gewesen sein? Zu Lebzeiten des niederländischen Malers GERARD VAN HONTHORST gab es den Beruf des Zahnarztes nicht, wie man ihn heute kennt. Hatte man Zahn- schmerzen , so ging man zum Apotheker oder Heiler, einem sogenannten »Bader« . In den meisten Fällen wurden die Zähne ohne Betäubungsmittel gezogen und das mit Instrumenten, die eher an Hand- werksgeräte erinnerten, z.B. großen Eisenzangen . Ordentlich S C H N A P S zum besseren Aushalten der unerträglichen Schmerzen und ein paar kräftige Männer zum Fest- halten waren nicht selten vonnöten! All dies findet man auf dem Gemälde von van Honthorst. Nur von einer Kerze beleuchtet, richtet sich die ganze Aufmerk- samkeit des Betrachters auf Z A H N A R Z T und PATIENTEN . Während der Patient mit angstgeweiteten Augen und abwehrender Haltung auf einem Holzlehnstuhl festgehalten wird, lächelt der vermeintliche »Zahnarzt« zufrieden, legt Hand an, schreitet zur Extraktion des Zahnes und ist sich seiner Sache sicher ! Auch die Körperhaltungen und Gesichter der umstehenden Männer spiegeln spannungsvolle Erwartung, Staunen, Entsetzen und Sensationslust wider! Nur der junge Mann am linken Bildrand schaut interessiert, aber führt etwas anderes im Schilde. Folgt man seinen Händen, so ist zu erkennen, dass er die Dunkelheit ausnutzt, um seinem Nachbarn den GELD BEUTEL zu ENTWENDEN ! Der Nächste bitte!
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