Leseprobe
131 Reitschuler Abb. 2 Detail der Farbfassung und Email auf dem Nähkästchen der Erzherzogin Claudia von Medici (mit Polster zum Spitzenklöppeln), Kästchen: Elias Lencker, Nürnberg, 1577–1589, Silber, vergoldet, Farbfassung, Holz, Granate, Bergkristall, Amethyste, Hyacinthe, Malachite, Chrysolithe, Samt, Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunst- kammer, Inv.-Nr. KK_1106 Kategorie 2: Imitation verschiedener Emailtechniken Vermutlich ist die Farbfassung von Goldschmiedearbeiten unter anderem zur Imitation von Emailarbeiten entstanden. 15 Bei genauer Nachahmung verschiedener Emailtechniken wurde ein erstaunlich hoher Grad an Perfektion erreicht. Hierfür war eine passende Vor- bereitung der Metalloberfläche erforderlich: DieWiener Objekte weisen daher Imitationen von Stegemail, Tiefschnittemail und Maleremail 16 auf, die sowohl opak als auch transluzid ausgeführt sind. Ein Beispiel von imitierten Emailtechniken höchster Qualität ist das sogenannte Näh- kästchen der Erzherzogin Claudia von Medici. Es zeigt ein ganzes Repertoire an Imitatio- nen, die kaum von echtem Email zu unterscheiden sind. Um die Illusion zu vervollkomm- nen, wurde die Farbfassung zusätzlich durch eingesetzte Silbermedaillons mit echtem Tiefschnittemail ergänzt (Abb. 2). Die Idee einer solchen Kombination entspricht dem Zeitgeschmack des Manierismus, in dem es üblich war mit den Materialien und deren Imi tation zu spielen. So fragte sich Hermann Ryff bereits 1558, ob nicht das kunstfertige Malen edler Materialien teils höher geachtet werde als das Material selbst. 17 In seinem Buch über
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