Leseprobe

37 Veronese bildet gemeinsam mit Tizian und Tintoretto das Dreigestirn der venezia­ nischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Zu seinen Hauptwerken gehört der Cuccina-Zyklus. Er entstand um 1571 für den Festsaal im Palast der Kaufmannsfamilie Cuccina am Canal Grande in Venedig. Zur Serie gehören neben der Anbetung der Könige drei weitere Gemälde: Die Madonna mit der Familie Cuccina , Die Hochzeit zu Kana und Die Kreuztragung Christi (Gal.-Nrn. 224–227). Neben dem Familienbildnis sind drei Werke dem Leben Christi gewidmet. Die Anbetung der Könige zeigt dabei die früheste Station. Das Evangelium spricht von Weisen aus dem Morgenland, die das neugeborene Jesuskind anbeteten (Mt 2, 1–12). Im Laufe des Mittelalters wurden daraus die Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar, die man häufig als Vertreter der Kontinente Afrika, Asien und Europa deutete. Der Strahl des Sterns, der die Könige nach Bethlehem führte, hebt Maria und das Jesuskind deutlich hervor. Der Älteste der Herrscher ist in die Knie gesunken, um demutsvoll einen Fuß des Kindes zu küssen. Typisch für Veronese ist die Erweiterung der Geschichte um zahlreiche Nebenszenen. Dazu gehören die zwei Diener, die eine Schatulle verstauen oder die Hirten samt Ochse und Esel. Erzählerisch sind auch das exotische Gefolge der Könige, die jungen Pagen und die weiteren Tiere dargestellt. Zudem suggeriert Veronese mit pastosen Pinselstrichen die Materialität der Kleidungsstücke ungemein sinnlich – besonders interessant für die Cuccina, die ihr Vermögen im Stoffhandel erwirtschafteten.  | ah

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