Leseprobe

38 Francesco Montemezzano Verona 1555–1602 Venedig Empfang der Maria von Spanien (1528–1603) durch die Familie Ragazzoni 1581 Um 1583 Fresko, auf Leinwand übertragen; 463×415 cm 1916 als Vermächtnis von Karl August Lingner, Dresden, erworben Gal.-Nr. 248 A Am 20. September 1581 empfing Giacomo Ragazzoni in seinem Palast in Sacile die Witwe von Kaiser Maximilian II., Maria von Spanien. Zur Erinnerung an dieses familiengeschichtlich bedeutsame Ereignis wurde die Darstellung dieses Empfangs in Auftrag gegeben. Sie gehörte zu einem sechsteiligen Freskenzyklus im Festsaal des Palazzo Ragazzoni mit wichtigen Szenen aus dem Leben von Giacomo Ragazzoni. Als Fresko bezeichnet man eine Wandmalerei, bei der der Künstler unmittel­ bar auf dem noch frischen und somit feuchten Kalkbewurf arbeitet. Beim Trock­ nungsprozess des Putzes verbinden sich die Pigmente unlöslich mit ihm. Durch das sogenannte strappo-Verfahren kann man die oberste dünne Farbschicht von der Wand abnehmen und auf einen neuen Malträger, etwa Leinwand, aufbringen. Das Gruppenporträt zeigt die in Schwarz gekleidete Kaiserin. Sie tritt mit ihren Begleiterinnen auf den Hausherrn zu, der sich tief verbeugt. Er wird von seiner Frau Piccabella begleitet, die auf die beiden Söhne weist. Die elf Töchter tragen weiße Kleider, das jüngste der Kinder wird von einer Amme gehalten. Typisch für die Mode jener Zeit sind die hörnerartig gedrehten Locken. Die ältesten drei Töch­ ter sind als verheiratete Frauen dargestellt, sodass Gewänder und Schmuck noch aufwändiger ausfallen. Hinter ihnen stehen ihre Ehemänner (die drittälteste Tochter Claudia heiratete allerdings erst 1583, sodass ihr Ehepartner ahistorisch mit in das Fresko aufgenommen wurde). Unmittelbar rechts neben dem Hausherrn stehen seine Brüder Placido und Gerolamo, letzterer war ein Geistlicher.  | ah

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