Leseprobe

66 Joos de Momper Antwerpen 1564–1635 Antwerpen Berglandschaft mit geknickten Tannenstämmen Um 1618 Bez. unten rechts: Mom[…] Öl auf Eichenholz; 53×71,5 cm Erstmals im Inventar 1754 erwähnt Gal.-Nr. 870 Die spektakuläre Ansicht einer Bergregion, die links zur Meeresküste steil abfällt, ist von Joos de Momper bis ins kleinste Detail exakt komponiert worden: Dem traditionellen Dreigründe-Farbschema folgend setzen sich die Bergrücken imMittel- und Hintergrund klar von den bizarren braunen Felsformationen am vorderen Bild­ rand ab. Gewagte Brückenkonstruktionen aus Holz und Stein, zerborstene Baum­ stämme und gefährliche Pfade lassen den Weg der Menschen durch diese unwirtliche Gegend zur realen Gefahr werden. Effektvoll wechseln sich Hell und Dunkel, Groß und Klein, Nah und Fern ab und tragen zum abenteuerlichen Eindruck dieser fan­ tastischen Landschaft bei. Bereits Mompers Zeitgenossen wussten, dass es sich dabei nicht um die realistische Wiedergabe einer geografischen Region handelt, sondern um ein aus Mompers eigener Hochgebirgserfahrung gespeistes Idealbild, das eine »Reise im Lehnstuhl« anregen konnte. Der Maler stand damit in einer Traditions­ linie, die bis zu den berühmten Landschaftskompositionen Pieter Bruegels des Älte­ ren zurückreicht. Der üblichen Arbeitsweise in den flämischen Malerwerkstätten entsprechend sind die Staffagefiguren von einem anderen Maler, hier vermutlich von Jan Brueghel dem Älteren, ausgeführt.  | un

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