Leseprobe

69 Das alttestamentliche Thema der Arche Noah bot Savery die Gelegenheit, Tiere in großer Zahl und außergewöhnlichem Artenreichtum in einem Landschaftsgemälde zu vereinen. Sein Interesse galt neben den einheimischen vor allem den exotischen Exemplaren. Er entsprach damit einer weit verbreiteten Vorliebe seiner Zeitgenos­ sen, die durch Berichte der niederländischen Handels- und Forschungsreisenden und durch die seit Mitte des 16. Jahrhunderts entstehenden Tierbücher geweckt worden war. Als Maler am Hof Kaiser Rudolphs II. von 1603/04 bis etwa 1612/13 hatte Savery Zugang zu den kaiserlichen Menagerien in Prag, wo er auch außereuropäi­ sche Tierarten beobachten und zeichnen konnte. In einer Waldlandschaft versammelte Savery mehr als 150, meist paarweise angeordnete Tiere. Auf einem Hügel in bläulicher Ferne erhebt sich die stattliche Arche. Der Einmarsch der Tierpaare in das vor der kommenden Sintflut schützende Schiff ist bereits in vollem Gang, während sich die Tiere im Vordergrund noch in paradiesartiger Sorglosigkeit befinden. Eine durchdachte Verteilung derjenigen Arten, die ihrem Aussehen entsprechend farbige Akzente setzen, lassen die vielteilige Komposition zu einer Einheit zusammenwachsen. Elefanten, Strauße, Pelikane und Papageien, die er in unterschiedlichen natürlichen Posen festhielt, kannte er aus eigener Anschauung. Dagegen malte er offenbar einige der Raubvögel, deren eigen­ artig starre Haltung in der Luft nicht überzeugt, nach ausgestopften Exem­ plaren.  | un

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