Leseprobe
94 Doménikos Theotokópoulos, genannt El Greco Candia/Heraklion, Kreta 1541–1614 Toledo Die Heilung des Blinden Um 1570 Mischtechnik auf Pappelholz; 65,5×84 cm 1741 in Venedig erworben Gal.-Nr. 276 Wie auf einer Bühne präsentiert uns der Künstler die biblische Erzählung der Blin denheilung. Im linken Bildvordergrund streicht Christus, zu erkennen an seinem Nimbus, mit den Fingern der rechten Hand über die Augen des vor ihm knienden, blinden Mannes. Im rechten Bildteil befindet sich eine Gruppe gestikulierender und auf das Geschehen verweisender Männer, die darüber zu diskutieren scheinen. Meh rere Passagen in der Bibel erzählen von dem Ereignis. So heißt es, einige Pharisäer stritten darüber, da die Heilung an einem Sabbat stattgefunden hat. El Greco könnte mit der Männergruppe rechts die Pharisäer, aber auch die Jünger gemeint haben. Er wählte für die Komposition die Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt. Dies wird hervorgehoben durch den gekachelten Fußboden und die Architektur. Der Treppenabsatz bietet den Einstieg in das Bild. Komposition und Figurendarstellung bezeugen den Einfluss der italienischen, insbesondere der venezianischen Kunst von Tintoretto und Jacopo Bassano, auf den in Kreta als Ikonenmaler ausgebildeten Künstler, dessen Beiname »El Greco« auf seine griechische Herkunft verweist. Im Jahr 1567 reiste er nach Venedig und lebte anschließend in Rom, bevor er nach Spanien übersiedelte. In Italien erlernte er neue Maltechniken der Renaissance wie die Modellierung des Inkarnats, also der menschlichen Hautfarbe, die Verwendung von Lichteffekten und die Perspektive. Davon ausgehend entwickelte El Greco in Spanien einen expressiven Stil, der inspirierend auf die Künstler der Moderne wirkte. | iyw
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