Leseprobe
96 Francisco de Zurbarán Fuente de Cantos, Badajoz 1598–1664 Madrid Gebet des heiligen Bonaventura um die Wahl des neuen Papstes 1628/29 Öl auf Leinwand; 239×222 cm 1853 von der Auktion Louis-Philippe bei Christie’s, London, angekauft Gal.-Nr. 696 Dieses Gemälde gehört zu einem achtteiligen Zyklus über das Leben des heiligen Bonaventura für die ihm geweihte Kirche in Sevilla. Die vier einst auf der Epistelseite angebrachten Gemälde stammen von Francisco de Zurbarán, die vier auf der Evange lienseite von Francisco de Herrera. Der 1588 zum Kirchengelehrten erhobene Bona ventura ist der bedeutendste Philosoph und Theologe des Franziskanerordens. Des halb wurden Szenen seiner Vita zur Ausschmückung der Kirche gewählt, die dem gleichnamigen Franziskanerkolleg zugeordnet war. Die hier gezeigte Darstellung geht auf eine Begebenheit aus dem Jahr 1271 zurück. Seit drei Jahren war das Papst amt unbesetzt, das Kardinalskollegium konnte bei der Wahl des neuen Papstes keine Einigung erzielen. Auf Bonaventuras Vorschlag hin wurde Teobaldo Visconti gewählt und amtierte als Papst Gregor X. bis 1276. Im Bildvordergrund ist der Heilige kniend im Gebet gezeigt. In dem sonst dunklen Raum werden er und die vor ihm auf dem Tisch stehende Tiara, die Papstkrone, vom Licht erhellt. Oben links erscheint ein Engel vor goldgelbem Hintergrund und weist mit einem Zeigegestus den göttlichen Willen an. Rechts im Hintergrund befinden sich sechs rot gewandete Kardinäle des Wahlausschusses, getrennt durch eine Gruppe von drei zeitgenössisch gekleideten Männern – möglicherweise Wohltäter des Ordens. Das auf Untersicht konzipierte Gemälde im Stil des Tenebrismus besticht durch die Anordnung der Figuren und den starken Farbkontrast von Rot, Schwarz und Gold. | iyw
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