Leseprobe

106 Valentin de Boulogne Coulommiers 1591–1632 Rom Die Falschspieler Um 1615/1618 Öl auf Leinwand; 94,5×137 cm 1749 aus der kaiserlichen Galerie, Prag, erworben Gal.-Nr. 408 Mit seiner Darstellung von zwei jungen Männern beim Kartenspiel an einem Holz­ tisch entführt uns Valentin de Boulogne in das Milieu der Halbwelt. Der vom Stil der Caravaggisten beeinflusste Künstler wählte dieses beliebte Sujet, um eine span­ nungsreiche Atmosphäre in starken Hell-Dunkel-Kontrasten zu schildern. Dabei sind die Gesichter der beiden Protagonisten vom Licht erhellt, während die Um­ gebung in Dunkelheit getaucht ist. Hinter dem rechten Spieler, der ein Rapier an seiner Hüfte trägt, erkennen wir die vermummte Gestalt eines älteren Mannes mit rotem Gesicht, der dem Gegenspieler den Wert der zu spielenden Karte verrät. Der nichtsahnende Jüngling scheint noch über den nächsten Zug nachzudenken; einige Geldstücke liegen vor ihm auf dem Tisch. Der links sitzende Gegenspieler hält indes­ sen in seiner rechten Hand eine Karte neben sich versteckt. Seine Körperhaltung verrät, dass er auf den Zug seines Gegenübers wartet. Aufgrund der Anordnung der Spieler im Vordergrund sowie der scheinbar aus dem Bild herausragenden Tisch­ kante wird der Betrachter direkt in das Geschehen involviert und des Betrugs gewahr, der sich vor seinen Augen offenbart. Bild- und Lichtregie unterstreichen die Handlungen und Gesten der Personen, des Offenlegens und Verbergens. Obgleich die Personen Porträtzüge besitzen, verkörpern sie exemplarisch Typen des Naiven und Betrügers.  | iyw

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