Leseprobe
108 Nicolas Régnier Maubeuge um 1588–1667 Venedig Der heilige Sebastian Vor 1625 Öl auf Leinwand; 134×98 cm 1746 aus der herzoglichen Galerie, Modena, angekauft Gal.-Nr. 409 In der Legenda aurea des Jakobus de Voragine wird berichtet, der heilige Sebastian habe unter den Kaisern Diokletian und Maximian als Offizier gedient und wegen seines standhaften Bekenntnisses zum Christentum das Martyrium erlitten. Régnier zeigt ihn an einen Baum gefesselt und von Pfeilen getroffen. Die jugendliche Gestalt des Heiligen, der nur mit einem Lendenschurz bekleidet ist, zeichnet sich markant vor dem dunklen Hintergrund ab. Trotz der sitzenden Haltung windet sich sein Körper in einer dynamischen Pose ähnlich einer Figura serpentinata, die in der Neigung des Kopfes und dem nach oben gerichteten Blick ein Aufwärtsstreben signalisiert. Damit wird symbolisch auf die Erlösung des Heiligen und seine Verbin dung zu Gott verwiesen. Régnier inszeniert durch Komposition, Farbreduktion und Lichtführung den muskulösen Körper des jungen Mannes, sodass ein ästhetisch-sinn licher Reiz von ihm ausgeht. Der Betrachter soll mit dieser idealisierten Darstellung des gepeinigten Märtyrers zur Nachahmung und Glaubenstreue angeregt werden. Régnier erhielt seine Ausbildung in Antwerpen bei dem flämischen Maler Abraham Janssens. Er ging nach Rom und eignete sich über Bartolomeo Manfredi den Stil Caravaggios an, zu dessen wichtigen Nachfolgern er gehört. Dieses Gemälde galt einst sogar als Werk des römischen Meisters. | iyw
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTMyNjA1