Leseprobe

109 Nicolas Poussin Les Andelys 1594–1665 Rom Das Reich der Flora 1631 Öl auf Leinwand; 132×181,4 cm 1715 in Paris erworben Gal.-Nr. 719 In diesem Gemälde vereint Poussin mehrere Figuren aus den Metamorphosen des antiken römischen Dichters Ovid. Zentrales Thema dieser mythologischen Geschich­ ten ist die Leidenschaft, die zu einer Verwandlung führt. Im Reich der Flora be­ gegnen uns jene Figuren, die im Tod zu Blumen werden. Links von der tanzenden Göttin Flora befindet sich Narziss, der verliebt sein Spiegelbild in einem Gefäß mit Wasser betrachtet. Narzissen wachsen schon neben dem Gefäß, das die Nymphe Echo hält. Hinter ihm liegt Klytia, die von Apoll verlassen und in eine Sonnenrose verwandelt wird. Sehnsüchtig folgt ihr Blick dem Vierergespann des von ihr gelieb­ ten Sonnengottes am Himmel. Rechts von Flora stehen zwei schöne Jünglinge – Adonis, dessen aus der Jagdwunde tropfendes Blut sich in Adonisröschen verwan­ delt, und Hyazinth, aus dessen Kopf blaue Hyazinthen sprießen. Vor ihnen lagert ein Liebespaar, Krokus und die Nymphe Smilax. Sie wird in ein Windengewächs verwandelt und er in einen Krokus. Etwas außerhalb des Kreises steht Ajax, ein Held des trojanischen Krieges, der sich in sein Schwert stürzt. Eine Nelke wächst neben der Selbstmordwaffe. Das Bild entstand im Auftrag des sizilianischen Adligen Fabrizio Valguarnera, der 1631 in Rom weilte. Poussin verwendete leuchtende intensive Primärfarben für die Gewänder und schildert in bewegten Figuren und variationsreichen Gruppen die Liebe, den Tod und das Wandelbare der Welt.  | iyw

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